Letzte Sommer in Sanary. Ein Strandidyll mit Exilanten (AT)
Sanary-sur-Mer liegt an der sonnigen Côte d’Azur, östlich von Marseille, zwischen Bandol und Hyères, ist umweht von leichter Meeresbrise, von der Caféterrasse fällt der Blick auf bunte, träge schaukelnde Fischerbötchen – solch ein Ort scheint wie geschaffen zu einem glücklichen Dasein. Am Hafen entdeckt der Ankommende eine Tafel, auf der die Namen Dutzender seiner Vorgänger verzeichnet sind. Die meisten sind Berühmtheiten: Lion und Marta Feuchtwanger, Bertolt Brecht, Joseph Roth, Arnold Zweig, Stefan Zweig, Alma Mahler-Werfel, Franz Werfel, Ernst Toller, Erwin Piscator, Erich Maria Remarque – und eine lange Reihe von Manns: Thomas, Heinrich, Katja, Erika, Klaus, Golo. Andere Namen – der Schriftsteller René Schickele, der Kunsthistoriker Julius Meier-Graefe – sind weniger bekannt, aber auch sie sind Berühmtheiten, nur ist ihr Ruhm nicht so weltumspannend. Es ist, als ob ein imaginärer Touristenbus eine fremde Schar hier an der Küste abgeladen hätte. In Wirklichkeit kamen sie alle zu unterschiedlichen Zeiten und auf unterschiedliche Weise hierher, manche für Jahre, manche für eine Saison, manche für ein paar Tage.