Leningrad. Stimmen einer belagerten Stadt
Ein Film von Artem Demenok
NDR/Arte/rbb/ 2024, 90′
Erstausstrahlung: 16. Januar 2024 um 20:15 Uhr, Arte
Nächste Ausstrahlungen:
5. Februar 2024 um 23:35 Uhr, ARD
6. Februar 2024 um 02:30 Uhr, ARD
„Menschen der Zukunft!“ – mit diesem Zuruf einer Leningraderin beginnt der Film über eine der großen Untaten des Zweiten Weltkriegs: „Eroberer und Krieger künftiger Schlachten! Habt mehr Respekt und Zärtlichkeit für Städte! Denkt daran, daß Städte beim Untergang schreien. Denn ihr Tod ist unwiderruflich und kann von niemandem und niemals gerechtfertigt werden.“
80 Jahre ist das her. Und heute? Wir selbst sind die Menschen der Zukunft – und könnten erschrecken über die Gegenwart dieser Vergangenheit.
Die Blockade Leningrads hat in diesem Film ein Frauengesicht. Denn die meisten der Aufzeichnungen stammen von Frauen. Es sind Tagebücher des Sterbens – oder des Überlebens. Versuche, sich selbst zu bewahren, durchzustehen, nicht hinzustürzen und liegenzubleiben wie so viele Entkräftete, Sterbende. Mühsam der alles lähmenden Schwäche abgerungene, schonungslose Zeilen. Die Schreiberinnen fürchten sich nicht vor dem Feind und nicht vor der Kommunistischen Partei, die sich als unfähig erwiesen hat. Die verantwortlich ist dafür, dass die einen zu essen haben, die anderen nicht: „Es hieß doch: `Wir sind auf den Krieg vorbereitet.´ Oh Ihr Abenteurer, Ihr Schurken, Ihr rücksichtslosen Schurken!“ – „Manchmal bricht Weinen in die Stille. Das heißt: eine Brotkarte wurde gestohlen. Niemand fängt stürzende Menschen auf. Stumpf und gleichgültig gehen die Toten von morgen vorbei.“ – „Auf allen Fotos von Stalin eine unglaubliche Selbstgefälligkeit. Wie geht es jetzt dem armen Narren, der glaubte, er sei wirklich der große, allmächtige, allweiseste, göttliche Augustus?“
Kein Wunder, dass diese Stimmen nach dem Krieg ungehört verklangen, ja: unterdrückt wurden. Sie passten nicht zum Pathos des Leningrader Heldenlieds, das nun offiziell angestimmt wurde. Der Hungertod ist kein Heldentod.
Buch / Regie: Artem Demenok / Kamera: Oleg Stinski / Schnitt: Sergej Range / Musik: Alva Noto / Tonmischung: Christian Wilmes / Sprecher: Hanns Zischler / Toni Lorentz / Irmelin Krause / Sabra Lopes / Judith von Radetzky / Adelheid Kleineidam / Kornelia Boje / Agnes Regan / Golo Euler / Michael Noack / Natascha Bub / Gabriele Blum / Frank Röth / Martina Reuter / Hanns-Jörg Krumpholz / Josephine Paetzel / Redaktionsassistenz: Britta Büttner ( NDR) / Produktionsleitung: Cordula Paetzel / Tim Carlberg (NDR) / Igor Suchanow, Moskau Produzent: Andreas Christoph Schmidt / Redaktion: Kathrin Bronnert (NDR / Arte) / Marc Brasse (NDR) / Dagmar Mielke (rbb/arte) / Rolf Bergmann (rbb) / Eine Gemeinschaftsproduktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme, Norddeutscher Rundfunk, Arte, Rundfunk Berlin-Brandenbur
Stalingrad. Stimmen aus Ruinen
Ein Film von Artem Demenok
rbb/NDR/Arte 2022, 90′
Erstausstrahlung: 3. Januar 2023 auf Arte
Nominiert für den Grimme-Preis 2024
In diesem Winter wird die Schlacht von Stalingrad 80 Jahre her sein. Wer heute diesen Film sieht, wird mit einem neuen Blick auf die Ereignisse von damals schauen. Sie sind verdrängt, aber nicht vergessen, begraben, aber nicht verarbeitet. Es herrscht wieder Krieg in Europa. Man sieht Bilder einer lang vergangenen Schlacht und muss an heute denken.
Man sieht Bilder und hört Stimmen – Stimmen von damals, die Stimmen jener, die Stalingrad erlebten. Sie sprechen aus Tagebucheintragungen und Briefen – von Zivilisten und von Soldaten, von Russen und auch von Deutschen. Der Zuschauer erfährt, was damals gedacht wurde. Die Zeugnisse sind nicht nachträglich verfasst, kein Werk des Gedächtnisses mit all seinen Schwächen, Verbrämungen und Verzeichnungen. Es sind Notizen, oft Gekritzel, entstanden in der Situation, ungeschönt und aufgeschrieben ohne Angst vor möglichen Folgen. In manchen Fällen das letzte, was von einem Menschen blieb, das letzte, was er uns zurief.
Buch / Regie: Artem Demenok / Kamera: Oleg Stinski / Schnitt: Sergej Range / Musik: Alva Noto / Ryuichi Sakamoto / Tonmischung: Christian Wilmes / Lichtbestimmung: Luisa Hermanns / Sprecher: Lisa Hrdina / Marian Funk / Frank Röth / Michael Noack / Hanns Jörg Krumpholz / Marcus Off / Max Volkert Martens / Karl Helmchen / Peter Sura / Josephine Paetzel / Joachim Schoenfeld / Sabra Lopez / Leo Paetzel / Philipp Lind / Alexander Ziegenbein / Luca Wilmes / Produktionsleitung: Cordula Paetzel / Günter Thimm (rbb) / Igor Suchanow / Produzent: Andreas Christoph Schmidt / Redaktion: Dagmar Mielke (rbb / Arte) / Rolf Bergmann (rbb) / Marc Brasse (NDR) / Eine Gemeinschaftsproduktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme, Rundfunk Berlin-Brandenburg, Norddeutscher Rundfunk, Arte
Moskau 1941. Stimmen am Abgrund
Ein Film von Artem Demenok
rbb/NDR/Arte 2021, 90′
Erstausstrahlung: 24. August 2021 auf Arte
Am 22. Juni 2021 jährt sich zum 80. Mal der Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion. Der Film erzählt die Geschichte eines Schicksalsjahres – Moskau 1941, als sein Überleben auf Messers Schneide stand – als sich die Kriegsfront immer bedrohlicher näherte, als sich, wie es die Menschen dieser Metropole erleben mussten, die Schlinge um den Hals immer enger zog.
Aus dieser Perspektive wurde das epochale Drama noch nie gesehen: Ein Chor von Stimmen aus Moskau, offizielle wie private Äußerungen festgehalten in Briefen, Verlautbarungen, vor allem aber Tagebuchaufzeichnungen. Sie kommen hier zu Wort: die Bürger Moskaus mit ihren Sorgen, mit den Nöten und vorläufig weiteren Freuden des Alltags; die Kaste der unbeweglichen Politfunktionäre, die ausländischen Diplomaten und Beobachter, die unmittelbar zu Zeugen der wachsenden Bedrohung werden – ein polyphones Panorama.
Die sowjetische Gesellschaft ist oft als eine graue, einförmige Masse wahrgenommen worden und wird bis heute so dargestellt. Dieser Film zeigt das Gegenteil: diese Gesellschaft war keinesfalls uniform. Den Beweis dafür liefern die Tagebücher. In ihnen spiegelt sich das Moskauer Alltagsleben in den letzten Monaten des Friedens und in den ersten Monaten des Krieges. Erlebnisse, Gefühle, Stimmungen, Hoffnungen und Erwartungen, Sorgen, Ängste und Befürchtungen.
Private Notizen und Briefe wurden in der Sowjetunion oft von ihren Verfassern oder von Familienangehörigen vernichtet. Aus Angst vor Durchsuchungen, Verhaftungen, Beschlagnahme oder Diebstahl. Überhaupt machte sich verdächtig, wer schrieb. Um so wertvoller sind die wenigen Tagebücher, die bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben sind. Erstaunliche historische und psychologische Zeugnisse. Eine Fülle an Beobachtungen, Gedanken und Reflexionen, oft von hör erzählerischer Qualität.
Wie sah es in Moskau aus, als in Berlin die Vorbereitungen für das Unternehmen Barbarossa auf Hochtouren liefen? Wie nahm die Stadt die Nachricht vom deutschen Überfall am 22. Juni auf? Und die Tage danach – mit den feindlichen Bombenangriffen und diffusen Berichten von der Front? Und dann das vermeintlich „letzte Aufgebot“, das schon Anfang Juli mobilisiert wurde? Und wie ging es zu in der sowjetischen Metropole an jenem 16. Oktober, als die Lage an der Front aussichtslos schien und es hieß: „Rette sich, wer kann“? Bis endlich am 7. November Stalin mit einer Durchhalterede vor das Volk trat. Die sowjetische Gegenoffensive begann einen Monat später.
Buch / Regie: Artem Demenok / Kamera: Oleg Stinski / Schnitt: Sergej Range / Musik: Alva Noto / Ryuichi Sakamoto / Tonmischung: Christian Wilmes / Lichtbestimmung: Tobias Wiedmer / Sprecher: Sabra Lopes / Kornelia Boje / Philipp Lind / Michael Noack / Golo Euler / Hanns-Jörg Krumpholz / Max Volkert Martens / Peter von Strombeck / Lutz Riedel / Helmut Gauß / Cornelia Waibel / Produktionsleitung: Cordula Paetzel / Günter Thimm (rbb) / Igor Suchanow / Produzent: Andreas Christoph Schmidt / Redaktion: Dagmar Mielke (rbb / Arte) / Rolf Bergmann (rbb) / Marc Brasse (NDR) / Eine Gemeinschaftsproduktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme, Rundfunk Berlin-Brandenburg, Norddeutscher Rundfunk, Arte
Vernichtet. Eine Familiengeschichte aus dem Holocaust
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt
rbb/NDR/HR 2020, 60′
Erstausstrahlung: 27. Januar 2020
Ausgezeichnet mit dem Grimme-Preis 2021
Dieser Film erzählt die Geschichte einer Brandenburger Familie. Einer Mutter und ihrer drei Kinder – sie wurden auseinandergerissen, an unterschiedlichen Orten ausgebeutet, solange man in ihnen nützliche Arbeitskräfte sah, auf unterschiedlichen Wegen deportiert und an verschiedenen Orten ermordet. Glambeck im Löwenberger Land ist ein typisches, hübsches Brandenburger Dorf, mit einer Kirche und einem Storch auf dem Kirchdach. Hier lebte die Familie Labe. Es waren einfache Leute. Rosa Labe, früh verwitwet, führte den Kolonialwarenladen am Dorfplatz. Ihre Kinder gingen in die Dorfschule, der älteste Sohn arbeitete bei einem Bauern als Knecht. Eine Dorfbewohnerin erinnert sich, wie am Abend des 9. November 1938 die Habseligkeiten der Familie Labe auf dem Dorfplatz brannten.Man könnte glauben, es sei nach so vielen Jahren unmöglich herauszufinden, wie der weitere Weg der Familie war. Das Gegenteil ist der Fall. Schritt für Schritt kann man das an ihnen verübte Verbrechen rekonstruieren. Beginnt man zu suchen, öffnet sich der Blick in den Abgrund: Es gibt Akten, Orte und Beschreibungen Überlebender. Parallele Leidensgeschichten. Der Film geht die Schritte der Vernichtung nach, vom scheinbar Harmlosen zum nicht mehr Fassbaren.
Die Leidenswege dieser vier führen uns von Glambeck an Gedenk- und Geschehnisorte des Holocaust. Dazu gehört Auschwitz. Aber auch Kaunas und Treblinka. Ebenso Bielefeld, Gleis Siebzehn in Berlin-Grunewald, Neuendorf im Sande und ein Ort mit dem Märchennamen Schniebinchen. Auschwitz ist überall.
Buch / Regie / Schnitt: Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Lutz Reimann / Ton: Michael Thäle / Musik: André Pawelski / Sprecher: Ulrich Matthes, Dagmar Jacobsen, Sabra Lopes, Peter von Strombeck, Kornelia Boje, Kathrin Buchmann, Martina Reuter, Hermann Bohlen, Philipp Lind, Hanns Jörg Krumpholz, Golo Euler / Recherche: Hannes Kenzler, Igor Suchanow / Tonmischung: Christian Wilmes / Lichtbestimmung: Tobias Wiedmer / Aufnahmeleitung Polen, Litauen: Stanislaw Kubiak / Produktionsleitung: Cordula Paetzel (Schmidt & Paetzel Fernsehfilme), Rainer Baumert (rbb), Günter Thimm (rbb) / Redaktion: Rolf Bergmann (rbb), Sabine Mieder (HR), Marc Brasse (NDR) / Eine Gemeinschaftsproduktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme, Rundfunk Berlin-Brandenburg, Hessischer Rundfunk, Norddeutscher Rundfunk
Musste Weimar scheitern? Gedanken zur ersten deutschen Republik
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt
rbb/NDR 2019, 45′
Erstausstrahlung: 4. Februar 2019
Nominiert für den Grimme-Preis 2020
Dass Weimar ein gescheiterter Staat war, ist wohl unstrittig. Wenn man aber nicht „gescheiterter Staat“ sagt, sondern die englische Übersetzung verwendet, klingt die Sache anders. „Failed state“ ist ein Begriff der Gegenwart, es ist geradezu frech, dieses Wort zu verwenden. Mit ihm springt Weimar in unsere Zeit, große Fragen stellen sich neu. Ist Weimar aktuell? Was lief falsch? Was müssen wir anders machen? Sind wir wirklich, weil moderner, demokratieerfahren, besser gerüstet als die Menschen damals?
Buch / Regie: Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Lutz Reimann, Andreas Christoph Schmidt / Ton: Michael Thäle / Schnitt: Andreas Christoph Schmidt / Sprecher: Franziska Arnold, Frank Arnold / Tonmischung: Christian Wilmes / Musik: André Pawelski / Recherche: Hannes Kenzler, Uwe Ross, Igor Suchanow / Lichtbestimmung: Tobias Wiedmer / Produktionsleitung: Cordula Paetzel (Schmidt & Paetzel Fernsehfilme), Rainer Baumert (rbb), Redaktion: Rolf Bergmann (rbb), Marc Brasse (NDR) / Eine Gemeinschaftsproduktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme, Rundfunkt Berlin-Brandenburg, Norddeutscher Rundfunk
Krieg und Frieden. Deutsch-Sowjetische Skizzen
Ein Film von Artem Demenok und Andreas Christoph Schmidt
rbb/WDR/SWR 2018, 90′
Erstausstrahlung: 5. März 2018
Nominiert für den Grimme-Preis 2019
Der Friedensvertrag von Brest-Litowsk war ein diktierter Friede. Mit ihm jedoch erkannte das deutsche Kaiserreich, dessen Tage schon gezählt waren, Sowjetrussland an, einen jungen Staat, den es erst seit wenigen Monaten gab. Und so nahmen die deutsch-sowjetischen Beziehungen ihren Lauf.
Nach dem Ersten Weltkrieg waren Deutschland und die Russische Sowjetrepublik international isoliert. Lenins Außenpolitiker setzten alles daran, einen Pakt mit Deutschland zu schließen, und sie erreichten ihr Ziel in Rapallo, wo ein zögerlicher deutscher Außenminister Rathenau einen Vertrag unterzeichnete, den er eigentlich nicht wollte. Er bezahlte dafür mit dem Leben.
Es ist etwas anderes als Verträge und politisches Kalkül, das Rapallo erst ermöglichte: die immer wieder feststellbare Nähe und Sympathie zwischen Deutschen und Russen, die sogar die Gräuel des Zweiten Weltkriegs überdauerten. Maja Turowskaja, Autorin des sowjetischen Filmklassikers „Der gewöhnliche Faschismus“, nennt die beiden großen Kriege „Bruderkriege“. Und der deutsche Botschafter von der Schulenburg, dessen größter diplomatischer Erfolg zu seiner eigenen Betrübnis der Hitler-Stalin-Pakt war, mit dem die beiden Diktatoren Europa unter sich aufteilten, sprach verwundert darüber, dass die Liebe zu Deutschland in den Russen „nicht totzukriegen“ sei.
Der Film von Artem Demenok und Andreas Christoph Schmidt erzählt aus der wechselvollen Geschichte beider Länder und der Menschen in ihnen. Einer der beiden Staaten hat vor mehr als einem Vierteljahrhundert aufgehört zu existieren. Trotzdem ist es eine Geschichte mit Nachwirkung bis in die Gegenwart, denn ihre Bilder wirken fort. Ihre Mythen, Feindbilder und Projektionen prägen immer noch die gegenseitige Wahrnehmung. Eine Geschichte der Ideologien – ihr Kampf gegeneinander ging bis aufs Blut, die Auslöschung des anderen – hier rassistisch, dort politisch-ideologisch begründet – war existentiell gemeint. Es ging um Vernichtung. Dann wiederum, zu anderen Zeiten, um Koexistenz: In freundlicher Feindschaft – feindlicher Freundschaft.
Buch und Regie: Artem Demenok, Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Evgeny Sergeev / Schnitt: Salome Machaidze / Ton: Rustam Buljakow, Jacek Grütz, Christoph Röhle, Michael Thäle / Sprecher: Hanns Zischler, Cornelia Waibel, Uwe Müller / Musik: Alva Noto & Ryuichi Sakamoto / Produktionsleitung: Cordula Paetzel (Schmidt & Paetzel Fernsehfilme), Rainer Baumert (RBB) / Redaktion: Rolf Bergmann (RBB), Jens Stubenrauch (RBB), Gerolf Karwath (SWR), Beate Schlanstein (WDR) / Eine Gemeinschaftsproduktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme, Rundfunk Berlin-Brandenburg, Südwestrundfunk, Westdeutscher Rundfunk
Geheimnisvolle Orte: Die Gedächtniskirche
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt und Christian Klemke
rbb 2017, 45′
Erstausstrahlung: 27. November 2017
Es ist ein Ort voller Geheimnisse, der im Dezember 2016 als Schauplatz eines Attentats ins grelle Licht der Weltöffentlichkeit gerissen wurde: der Breitscheidplatz mit der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Ihr Anblick war so selbstverständlich, dass einem der Krieg, an dessen Schrecken sie erinnern sollte, nicht in den Sinn kam. Die Gedächtniskirche – sie sollte ein nationales Symbol sein, so wollten es ihre Erbauer. Beim Gedenken an Wilhelm I. ging es nicht um dessen Person, sondern um die Reichsgründung 1871. Die Kirche war ein Denkmal der Macht – erzwungen von höchster Stelle.
Zu einem wirklich nationalen Denkmal wurde sie dann auf andere Art. Als modernistische Stadtplaner das Trümmerfeld West-Berlin schleifen wollten und eine ganze neue, moderne Stadt planten, fielen ihnen auf einmal die einfachen Berliner in den Arm. Nun, als die Kirche Ruine war, kämpften sie plötzlich für sie. Die Ruine sollte bleiben – als Symbol der „Stunde Null“, Mahnmal des Hochmuts und des tiefen Falls, Denkmal der Trümmerfrauen und derer, die unter den Trümmern lagen.
Als es wieder besser ging, sank das Denkmal hinab zu einer lokalen Sehenswürdigkeit, Postkartenmotiv und Platzhalter für ein Zentrum in einer halben Stadt, die kein Zentrum hatte. Man gewöhnte sich an ihren Anblick. Plötzlich aber, am 20.12.2016, dem Tag nach dem Attentat, richteten sich aller Blicke neu auf sie. Ein Kerzenmeer ist seither auf ihren Stufen, immer liegen frische Blumen dort. Viele trauern dort, und die Kirche ist ihrer aller Denkmal.
Buch / Regie: Andreas Christoph Schmidt und Christian Klemke / Kamera: Carl Finkbeiner, Stefan Logemann / Schnitt: Andreas Christoph Schmidt / Ton: Michael Thäle, Matthias Pfister, Christoph Röhle / Tonmischung: Christian Wilmes / Sprecher: Max Volkert Martens / Musik: André Pawelski / Archivrecherche: Peter Kolano, Hans-Gunter Voigt / Produktionsleitung: Cordula Paetzel (Schmidt & Paetzel Fernsehfilme), Rainer Baumert / Redaktion: Rolf Bergmann (RBB) / Eine Gemeinschaftsproduktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme, Rundfunk Berlin-Brandenburg
43’57“ / 16:9 / Stereo / F / © 2017
Palermo ist ein Mosaik
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt
Aus der Reihe „Schätze der Welt / Erbe der Menschheit“
SWR 2016, 15′
Erstausstrahlung: 4. Dezember 2016
An der Nordküste Siziliens gelegen, zeigt das arabisch-normannischen Palermo mit den Kathedralen von Cefalù und Monreale die fruchtbare Koexistenz von Menschen verschiedener Herkunft. Das kulturelle und soziale Erbe von Muslimen, Byzantinern, Römern, Juden, Lombarden und Franzosen verschmolz an diesem Ort zu einem einzigarten architektonischen und künstlerischen Ausdruck und basiert auf neuartigen Konzepten von Raum und Struktur, die sich im gesamten Mittelmeerraum ausbreiteten.
Buch / Regie: Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Andreas Christoph Schmidt / Schnitt: Andreas Christoph Schmidt / Musik: André Pawelski / Produktionsleitung: Cordula Paetzel (Schmidt & Paetzel Fernsehfilme) / Redaktion: Goggo Gensch / Eine Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme im Auftrag von Südwestrundfunk
Schatten des Krieges. Teil 1: Das sowjetische Erbe
Ein Film von Artem Demenok
rbb/NDR 2016, 44′
Erstausstrahlung: 30. Mai 2016
Ausgezeichnet mit dem Grimme-Preis 2017
Der erste Teil erzählt vom Weltkrieg aus sowjetischer Sicht – und er erzählt, was aus dem Krieg nach dem Krieg wurde, vom Mythos des Kriegs, der zu einer prägenden Kraft für die Sowjetunion und später Russland wird – und wie gegenwärtig und politisch bedeutsam diese Vergangenheit im heutigen Russland ist.
Buch / Regie: Artem Demenok / Kamera: Alexander Abadowski, Johannes Obermaier, Pjotr Pogodin, Oleg Stinski / Schnitt: Salome Machaidze / Ton: Oleg Pawljutschenkow, Pawel Prochorow, David Rummel, Alexander Mossin, Anton Smirnow / Tonmischung: Christian Wilmes / Sprecher: Franziska Arnold, Irmelin Krause, Max Volkert Martens, Uwe Müller, Lutz Riedel / Musik: Alva Noto & Ryuichi Sakamoto / Produktionsleitung: Cordula Paetzel (Schmidt & Paetzel Fernsehfilme), Rainer Baumert (RBB) / Redaktion: Rolf Bergmann (RBB), Alexander von Sallwitz (NDR) / Eine Gemeinschaftsproduktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme, Rundfunk Berlin-Brandenburg, Norddeutscher Rundfunk
Schatten des Krieges. Teil 2: Das vergessene Verbrechen
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt
rbb/NDR 2016, 44′
Erstausstrahlung: 6. Juni 2016
Ausgezeichnet mit dem Grimme-Preis 2017
Buch / Regie: Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Alexander Abadowski, Carl Finkbeiner, Pjotr Pogodin, Oleg Stinski / Schnitt: Andreas Christoph Schmidt / Ton: Rustam Buljakow, Anton Smirnow, Michael Thäle / Tonmischung: Christian Wilmes / Sprecher: Franziska Arnold, Max Volkert Martens, Uwe Müller, Lutz Riedel / Musik: Arvo Pärt: Fratres / Produktionsleitung: Cordula Paetzel (Schmidt & Paetzel Fernsehfilme), Rainer Baumert (RBB) / Redaktion: Rolf Bergmann (RBB), Alexander von Sallwitz (NDR) / Eine Gemeinschaftsproduktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme, Rundfunk Berlin-Brandenburg, Norddeutscher Rundfunk
44’37“ / 16:9 / Stereo / F / © 2016 Schmidt & Paetzel Fernsehfilme, RBB, NDR
Wo es begann. Am Anfang des Industriezeitalters. Das Derwent Valley
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt
Aus der Reihe „Schätze der Welt / Erbe der Menschheit“
SWR 2016, 15′
Erstausstrahlung: 31. März 2017
Dieser Film führt uns in ein Land, das sich anschickte, die Weltmeere zu erobern, und in eine Zeit, als Männer mit Vornamen Jedediah heißen konnte, wie Jedediah Strutt, der einer der Begründer der Industriellen Revolution war. Und er führt in ein Tal, von dem man selten gehört hat, das Derwent Valley. Denn hier, in Mittelengland, zwischen Derby im Süden und Matlock im Norden ist der Ort where it all began.
Buch / Regie: Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Holger Schüppel, Andreas Christoph Schmidt / Ton: Leo Paetzel / Kameraassistenz: Leo Paetzel / Schnitt: Andreas Christoph Schmidt Tonmischung: Christian Wilmes / Sprecher: Ingo Hülsmann / Produktionsleitung: Cordula Paetzel, Redaktion: Goggo Gensch / Eine Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme im Auftrag des Südwestrundfunks
Schlachtfeld Berlin
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt
rbb 2015, 45′
Erstausstrahlung: 5. Mai 2015
Es war die letzte Schlacht des Zweiten Weltkriegs auf europäischem Boden.
Ja, es war die letzte große Schlacht in Europa überhaupt. Sie begann am 16. April 1945 mit der sowjetischen Großoffensive an der Oder. Auf deutscher Seite wurde sie von einem zusammengewürfelten Haufen geführt. Ein letztes Aufgebot: kümmerliche Reste der Wehrmacht, eine auf wenige hundert Mann zusammengeschmolzene Waffen-SS, minderjährige Luftwaffenhelfer, alte Männer und kleine Jungs in Hitlers Volkssturm. Zahllose Zivilisten harrten in den Kellern, unter den Ruinen ihrer Häuser aus, suchten Schutz in Trümmern, irrten zwischen den Fronten umher. Frauen, Kinder, Alte; Nazis und Verfolgte. Niemals zuvor und niemals seither wurde eine Millionenmetropole so – Haus für Haus und Straße für Straße – verteidigt und erobert. Nie zuvor waren Frauen und Mädchen in so großer Zahl zur Beute ihrer Eroberer geworden. Was die Berliner in diesen Tagen durchmachten, trugen sie ein
Leben lang mit sich. Die meisten blieben allein damit, sprachen kaum darüber. Und wenn sie es heute tun, dann ringen sie oft mit den Tränen.
„Die prägendste Zeit in meinem Leben.“ – „Man wird es nicht los.“ – „Das vergißt du nicht.“
„Ich sehe noch wie heute vor mir…“ – keinen Satz hört man öfter, wenn man mit Überlebenden der letzten Kriegstage 1945 in Berlin spricht.
Am 2. Mai 1945 kapitulierte Berlin.
Buch / Regie: Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Carl-Eugen Finkbeiner / Ton: Michael Thäle / Produktionsleitung: Cordula Paetzel / Eine Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme / Im Auftrag des RBB
Bergpark Kassel Wilhelmshöhe. Das Spiel von Schein und Sein
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt
Aus der Reihe „Schätze der Welt / Erbe der Menschheit“
SWR 2014, 15′
Erstausstrahlung: 14. Dezember 2014
Landgraf Karls Wasserspiele, inspiriert von den Gärten Italiens, waren die größten der Welt, und noch heute nennt man den Park in Hessen mit Stolz den „größten Bergpark Europas“.
Mittwochs und sonntags, während der Sommermonate, wenn die Wasserkunst stattfindet, bevölkern oft tausende Besucher den Bergpark Wilhelmshöhe. Was der kunstsinnige Landesherr einst bauen ließ, um seinen und den Ruhm seines Landes Hessen-Kassel in der Welt zu mehren, ist heute eine Touristenattraktion: barocke Wasserarchitektur in einem grandiosen Bergpark. Generationen haben ihn geprägt und gepflegt, kaum ein Nachfolger Karls, der sich und seine Epoche nicht in ihm zu verewigen suchte. Neben dem übergroßen Herkules aus der Zeit des Landgrafen Karl prägen heute künstliche Wasserfälle, die scheinbare Ruine eines römischen Aquädukts, eine gigantische Fontäne, zahlreiche Gebäude und Staffagen bis hin zur künstlichen Ruine der Löwenburg den Park. Mit dem Lauf der Zeit hat er sich mehrfach gewandelt, und wir folgen seinen Wandlungen zu einem kurzen Gang durch die Geschichte, nicht nur der Gartenkunst.
Buch / Regie: Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Holger Schüppel / Ton: Elmar Paetzel / Kameraassistenz: Enrico Leube / Schnitt: Andreas Christoph Schmidt/ Tonmischung: Christian Wilmes/ Sprecher: Ingo Hülsmann / Produktionsleitung: Cordula Paetzel, Redaktion: Goggo Gensch / Eine Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme im Auftrag des Südwestrundfunks
Bilderbuch. Im Sächsischen Brandenburg
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt
rbb 2014, 45′
1815, nach dem Wiener Kongress, musste Sachsen die Hälfte seines Territoriums an Preußen abtreten, heute gehört es zum Land Brandenburg. Wir überschreiten die frühere Grenze bei Kloster Zinna, sehen uns Jüterbog an, suchen das Schlachtfeld von Dennewitz auf und sprechen mit Pastor von Wahrenbrück, der hilft, das Erbe der Graun-Brüder zu bewahren – Komponisten der Barockzeit. Außerdem treffen wir auf Pater Alois, der im alten Zisterzienserinnenkloster von Mühlberg versucht, das flackernde Lämpchen geistigen Lebens vor dem Erlöschen zu bewahren. Am Massengrab des sowjetischen Spaziallagers Nr. 1 begegnen wir zwei alten Herren, die als junge Männer hier gefangen waren, und schließlich zeigt uns der Doberluger Bürgermeister sein neues Schloss, das gerade vom Dornröschenschlaf wachgeküsst wurde.
Buch / Regie: Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Carl Finkbeiner / Ton: Michael Thäle / Musik: André Pawelski, nach Carl Heinrich Graun / Produktionsleitung: Cordula Paetzel, Rainer Baumert (rbb), Redaktion: Rolf Bergmann / Eine Gemeinschaftsproduktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme und dem Rundfunk Berlin Brandenburg
Der preußische Garten
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt
3sat 2014, 15′
Erstausstrahlung: 16. Februar 2014
„Ich könnte aus der Umgebung von Potsdam und Berlin einen Garten machen“, sagte Friedrich Wilhelm IV., und sprach damit aus, was sein Gartenbaumeister Peter Joseph Lenné wahrscheinlich schon dachte. Bislang hatten die Hohenzollernfürsten, jeder nach Geschmack, Talent, Neigung, Mode und Staatskasse, ihre Schlösser gebaut und ihre Parks dazu gestalten lassen. Friedrich der Große den Park Sanssouci voller offener und versteckter Bezüge und Bedeutungen, sein Neffe, Friedrich Wilhelm II., den Neuen Garten geheimnisvoll, die Pfaueninsel exzentrisch und irreal. Um nur die bekanntesten Beispiele zu nennen. Lenné ging daran, diese Parks zu verbinden, durch landschaftliche Übergänge und bezaubernde Sichtachsen.
Buch / Regie: Andreas Christoph Schmidt / Soundtrack: André Pawelski / Kamera: Carl Finkbeiner / Schnitt: Andreas Christoph Schmidt / Sprecher: Max Hopp / Produktionsleitung: Cordula Paetzel / Eine Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme / Im Auftrag von 3sat
Pussy Riot und andere Sünden
Ein Film von Artem Demenok
3sat Schweiz 2014, 52′
Erstausstrahlung: 3. Februar 2014
„Pussy Riot“ – dieser Name ist eine Marke geworden, wie „Gazprom“ oder „Aeroflot“. Sie steht für Protest im heutigen Russland: „Mutter Gottes, Jungfrau, vertreibe Putin“. Ein politisches „Punk-Gebet“ und eine harte Strafe dafür: zwei Jahre Lagerhaft. Soweit die Geschichte.
Aber wie sieht es heute aus in Putins Reich? Mit Protest und Opposition? Mit Einschüchterung und Angst? Und mit Kunst? Mit diesen Fragen ist Artem Demenok nach Russland gefahren, um die Stimmungen in der Gesellschaft einzufangen.
Sein Film zeigt, wie das System Putin immer mehr Züge des Sowjetsystems annimmt. Die Angst kehrt zurück. Und doch lassen sich nicht alle unterkriegen. Wie zur Sowjetzeit begeben sich einige Künstler auf Konfrontationskurs mit dem System, gerade auch nach dem Schauprozess gegen Pussy Riot. Das hat seit jeher Tradition in Russland: Die Kunst als Widerstandsnest.
Als die Dreharbeiten fast zu Ende waren, kam die Nachricht, dass die Mitglieder von Pussy Riot, Maria Aljochina und Nadeschda Tolokonnikowa, freikommen. Für diesen Film gaben sie ein Exklusivinterview. Der Prozess und die Haft haben sie nicht zerbrochen. Sie wollen weiter kämpfen. Als Bürgerrechtler.
Buch / Regie: Artem Demenok / Kamera: Iwan Sawtschenko / Schnitt: Salome Machaidze / Ton: Rustam Buljakow / Tonmischung: Kai Hoffmann / Sprecher: Natascha Bub, Thomas Vogt / Farbkorrektur: Matthias Behrens / Produktionsleitung: Cordula Paetzel / Produzent: Andreas Christoph Schmidt / Redaktion: Rajan Autze / Eine Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme / Im Auftrag von 3sat Schweiz
Griff nach der Freiheit - der 17. Juni 1953
Der Nachfolger von „Helden ohne Ruhm“
Ein Film von Artem Demenok und Andreas Christoph Schmidt
rbb 2013, 45′
Erstausstrahlung: 17. Juni 2013
Die Franzosen feiern den Sturm auf die Bastille – die ganze Welt weiß, wovon die Rede ist. Die USA feiern ihren Independence Day. Wir Deutsche feiern den 3. Oktober als Nationalfeiertag. Niemand weiß, was er zu bedeuten hat. Dabei gab es einen Tag, an dem auch in Deutschland Gefängnisse gestürmt wurden, in denen Unschuldige als politische Gefangene einsaßen. Der 17. Juni 1953 – für wenige Tage stand das Regime Walter Ulbrichts am Abgrund. Die Wiedervereinigung schien zum Greifen nah. Dann stellen sowjetische Panzer Ruhe und Ordnung wieder her. In der Bundesrepublik wurde der 17. Juni fortan als Tag der deutschen Einheit gefeiert, in der DDR totgeschwiegen. Mit der Wiedervereinigung wurde er nicht zum Nationalfeiertag erhoben, sondern abgeschafft. 60 Jahre nach dem Ereignis ist immer noch nicht entschieden, wie wir uns zu ihm stellen. War es ein Arbeiteraufstand, weil er ja hauptsächlich von Arbeitern getragen wurde? War es ein Volksaufstand, weil er in Wundeseile alle Bevölkerungsschichten ergriff und in Städten wie Dörfern gleichermaßen entbrannte? War es eine weitere gescheiterte deutsche Revolution? Der Film erzählt die Geschichte des Aufstands und reflektiert gleichzeitig über seine Bedeutung für Deutschland heute. Es gibt immer noch Neues zu entdecken.
Mit: Angelika Klein, Jens Reich, Ehrhart Neubert, Peter Ruben, Ursula Jautzke, Klaus Staeck, Erardo Cristoforo Rautenberg, Arnulf Baring
Buch / Regie: Artem Demenok, Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Stefan Logemann / Schnitt: Michael Auer, Andreas Christoph Schmidt / Ton: Doris Renneberg, Lisa Rensch / Tonmischung: Vadim Kompatzki / Mitarbeit: Franziska Zwerg / Sprecher: Thomas Thieme / Produktionsleitung: Cordula Paetzel (Schmidt & Paetzel Fernsehfilme), Rainer Baumert, Simon Stein (RBB) / Redaktion: Rolf Bergmann (RBB), Katja Wildermuth (MDR), Gerolf Karwath (SWR) / Eine Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme / Im Auftrag von: Rundfunk Berlin-Brandenburg, Mitteldeutscher Rundfunk, Südwestrundfunk
43’30“ / 16:9 / Stereo / F / © 2013 Schmidt & Paetzel Fernsehfilme und Rundfunk Berlin Brandenburg
Schätze Brandenburgs - mit Ulrich Noethen
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt
mit Ulrich Noethen als Cicerone
rbb 2013, 90 min
Erstausstrahlung: 30. Oktober 2012
Was hat es mit dem Komma im Namen „sans, souci“ auf sich? Wieso war in Rheinsberg die „Aufmuckung“ zu Hause? Wo entstand „Undine“, wer waren die „weißen Mönche“ und welches Schloss stellt die Preußenlosung „Mehr sein als scheinen“ auf den Kopf? – Diesen und weiteren Fragen gehen wir in sechs filmischen Miniaturen auf den Grund. Die Führung unserer kleinen Rundreise durch Brandenburg übernimmt der Schauspieler Ulrich Noethen: Leichten Herzens wird erkundet und entdeckt. Historische Personen, Ereignisse und Anekdoten erstehen vor unserem inneren Auge. Heimatkunde der besonderen Art, wenn man so will, opulent und genießerisch. Eine Qualität der „Reise“ ist, dass sie entschleunigt, innehält im medialen Fluss. Brandenburg wird als Kulturregion begriffen. Die Miniaturen helfen, Brandenburg und sein kulturelles Erbe zu sehen, zu begreifen und zu verstehen. Erzählerische Kulturvermittlung vom Feinsten.
Am Anfang der Moderne. Das Faguswerk
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt
Aus der Reihe „Schätze der Welt / Erbe der Menschheit“
SWR 2012, 15′
Erstausstrahlung: 23. Dezember 2012
Als „Ursprungsbau der Moderne“ gilt das von Walter Gropius und Adolf Meyer ab 1911 errichtete Fagus-Werk in Alfeld an der Leine.
(Fagus = lat. für Buche, deren Holz Rohstoff der Schuhleistenherstellung seit 1858 war).
Die Produktionsstätte wurde für einen mittelständischen Betrieb errichtet, dessen Betreiber Carl Benscheidt Verantwortungsbewusstsein und Innovation miteinander zu verbinden wusste. Er engagierte sich überdurchschnittlich für das Wohl seiner Mitarbeiter und fand im jungen Gropius den geeigneten Architekten, um beim Bau des Fagus-Werks seinen jahrelangen Erfahrungen im Bereich Produktionsorganisation ein innovatives und werbewirksamens Erscheinungsbild zu geben. Bis heute produziert das Werk Schuhleisten für den weltweiten Gebrauch.
Das Werk steht seit 1946 unter Denkmalschutz und gehört seit 2011 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Buch / Regie: Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Holger Schüppel / Kameraassistenz: Enrico Leube / Ton: Michael Thäle / Sprecher: Ingo Hülsmann / Musik: André Pawelski / Tonmischung: Christian Wilmes / Produktion: Cordula Paetzel (Schmidt & Paetzel Fernsehfilme)
Schätze Brandenburgs
Eine Serie in (vorerst) sechs Teilen
von Andreas Christoph Schmidt
rbb 2012, à 15′
Erstausstrahlung:
30. Oktober 2012 Schloss Sanssouci
6. November 2012 Die Sacrower Heilandskirche
20 November 2012 Schloss Rheinsberg
27 November 2012 Das Neue Palais
4. Dezember 2012 Kloster Chorin
18. Dezember 2012 Der Dom an der Havel (Brandenburg)
Preußen-Brandenburg ist, wie wenige andere Gegenden der Welt, reich an historischen Orten und Schönheiten. Als Zeugen eines versunkenen Landes bersten sie geradezu von Geschichte und Geschichten. In sechs fünfzehnminütigen Filmen wird Geschichte erzählt, und zwar anhand architektonischer, kultureller, historischer Schätze. Leichten Herzens wird erkundet und entdeckt. Historische Personen, Ereignisse und Anekdoten erstehen vor unserem inneren Auge. Heimatkunde, wenn man so will, opulent und genießerisch.
SCHLOSS SANSSOUCI
Die Sorglosigkeit steht als Name und Motto über der Sommerresidenz Friedrichs des Großen, allerdings durch ein rätselhaftes Komma getrennt: „SANS, SOUCI.“ Wer glaubt, das sei Zufall oder Nachlässigkeit, schätzt den Schlossherren falsch ein. Allerdings wurde die Epoche von Sanssouci keine Epoche der Sorglosigkeit, sondern eine des Kriegs und mancher Verbitterung. „Quand je serais, je serais sans souci!“ – sagte Friedrich der Große einmal zu einem seiner Gäste: Wenn ich erst hier bin, werde ich ohne Sorgen sein.
DIE HEILANDSKIRCHE VON SACROW
Die Heilandskirche von Sacrow liegt wie ein Schiff an der Havel. Erbaut im Stil einer frühchristlichen romanischen Basilika nach Skizzen von Friedrich Wilhelm IV. ist sie Zeugin des alten deutschen Traums von Italien, dem der König besonders hingegeben war. Auf dem Gut Sacrow wuchs Friedrich de la Motte Fouqué auf, und der Ort zwischen Seen und Wäldern passt zu einem Dichter, der später die Geschichte der Seejungfrau Undine schreiben sollte.
SCHLOSS RHEINSBERG
Über sein erstes Schloss hatte er sich schreiben lassen: „Dem Friedrich, der die Ruhe pflegt“. Und viel mehr als Ruhe konnte ihm die menscharme Wald- und Seenlandschaft auch nicht bieten. Friedrich der Große nutzte sie zum Lesen, Schreiben, zur Lebensfreude und zur stillen Opposition gegen seinen Vater, den herrischen König in Berlin.
Nach Friedrich übernahm sein Bruder Heinrich das Schloss, tadelloser Feldherr und glänzender Diplomat, verurteilt zu einem Dasein im Schatten des berühmten Bruders.
DAS NEUE PALAIS
Es sein reine „Fanfaronnade“ – Aufschneiderei, sagte Friedrich der Große über seinen Schlossneubau, und gemeinhin ist er so verstanden worden: als nicht besonders gelungene Attrappe, mit der Friedrich, nach dem mit Mühe überstandenen Siebenjährigen Krieg, der Welt zeigen wollte, dass Preußen noch da war. Ein Blick auf die Entwürfe zeigt jedoch, dass der Bau schon vor dem Krieg bis ins Detail feststand. Begonnen wurde er in rotem Klinker und fertiggestellt in bemaltem Putz, der von weitem wie Klinker aussieht. Friedrich hat, anders als andere Potentaten, nicht für die Ewigkeit gebaut.
KLOSTER CHORIN
Kaum eine Stunde von Berlin steht in verträumter Seenlandschaft die Ruine eines mächtigen Klosters. Der Besucher Chorins begegnet der fernen, der askanischen Vergangenheit Brandenburgs. Hier wirkten Zisterziensermönche, die frommen Beter und Arbeiter, gleichzeitig die fortgeschrittensten Techniker und Ingenieure des Hochmittelalters. Sie brachten Infrastruktur und Zivilisation in die Uckermark. Damals war hier ein nur unter Entbehrungen und Gefahren bewohnbares Sumpfgebiet, heute ist es eine der stillsten und schönsten Landschaften in Deutschland.
DER DOM AN DER HAVEL
Der erste Brandenburger Dom, Vorgänger des heutigen, wurde 948 gebaut, und beinahe ebenso alt ist das Domstiftsarchiv, wo wir zwei bemerkenswerte Urkunden finden: die Gründungsurkunde des Bistums Brandenburg aus ebenjenem Jahr, mit der eigenhändigen Signatur Ottos des Großen, damals noch König, später Kaiser des Hl. Römischen Reichs, und eine Akte aus dem Jahr 1237, wo in winziger Schrift unter vielen anderen Namen auch ein „Symeon de Colonia“ steht. Das gilt als die erste Erwähnung Berlins.
Buch und Regie: Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Holger Schüppel / Schnitt: Michael Auer / Ton: Michael Thäle / Tonmischung: Stefan Aab / Musik: André Pawelski / Sprecher: Ulrich Noethen / Mitarbeit: Franziska Zwerg / Produktionsleitung: Cordula Paetzel (Schmidt & Paetzel Fernsehfilme), Rainer Baumert (rbb) / Redaktion: Rolf Bergmann / Eine Gemeinschaftsproduktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme und dem Rundfunk Berlin-Brandenburg
Die Partisanen. Krieg hinter der Front
Ein Film von Artem Demenok und Andreas Christoph Schmidt
rbb/ARTE 2012, 52′
Erstausstrahlung: 4. Februar 2013
Kein Kapitel des Kriegs gegen die Sowjetunion löst solche Emotionen aus wie der Partisanenkampf. In Russland ist er bis heute von Mythen und Legenden überlagert, in Deutschland immer noch verdrängt. Zu schrecklich ist diese Geschichte, zu unentwirrbar und böse. Zu beklemmend die Schuld.
„Dieser Partisanenkrieg hat auch wieder seinen Vorteil: er gibt uns die Möglichkeit, auszurotten, was sich gegen uns stellt“, sagte Hitler zu Beginn des Unternehmens „Barbarossa“. Aber da gab es noch keinen Partisanenkrieg. Nur den Aufruf Stalins zum Volkskrieg von Juli 1941. Es dauerte fast ein Jahr, ehe Moskau begann, Kontrolle über die versprengten Partisanengruppen zu übernehmen, um sie in den Kampf zu treiben. Mehr gegen die eigenen Landsleute als gegen die Besatzer. Die Partisanen wurden zum langen Arm Moskaus hinter der deutschen Front. Die deutschen Großaktionen gegen die Partisanen galten als „Befriedung“. Sie hatten klangvolle Namen – „Adler“, „Maikäfer“, „Frühlingsfest“ – und fanden alle in Weißrussland statt, wo die Partisanen zahlreich waren und eine ständige Gefahr für die Besatzer darstellten. Niedergebrannte Dörfer wurden als Bandenzentralen gemeldet und ermordete Einwohner zu „Banditen“ oder zu ihren Helfershelfern erklärt.
Der Film „Die Partisanen – Krieg hinter der Front“ wagt sich in die Kampfzone des Partisanenkriegs. Er befragt Zeitzeugen, wertet umfangreiches propagandistisches Filmmaterial beider Seiten aus, stellt Mythen gegen Fakten, Heldenepen gegen die Orte, an denen sie stattfanden. Schritt für Schritt folgt er der verhängnisvollen Entwicklung. An seinem Ende steht die Erkenntnis, dass es in einem „asymmetrischen Krieg“ keine Sieger gibt. Nur Verlierer und unschuldige Opfer.
Buch / Regie: Artem Demenok, Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Anatoli Kalaschnikow, Tarmo Korol, Oleg Stinski / Kameraassistenz: Alexander Homan / Schnitt: Vera Bogdahn / Ton: Pawel Mankowski, Toomas Vimb, Valeriy Shumilov / Tonmischung: Vadim Kompatzki / Musik: Alva Noto, Ryuichi Sakamoto / Sprecher: Ulrich Noethen, Lutz Riedel, Natascha Bub / Mitarbeit: Franziska Zwerg, Igor Suchanow / Produktionsleitung: Cordula Paetzel, Rainer Baumert (RBB) / Produzent: Andreas Christoph Schmidt / Redaktion: Dagmar Mielke, Rolf Bergmann / Eine Co-Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme und Focus Film Moskau im Auftrag des RBB in Zusammenarbeit mit ARTE
51’46“ / 16:9 / Stereo / F / © 2012 Schmidt & Paetzel Fernsehfilme und Rundfunk Berlin Brandenburg
Hermann Hesse. Der Weg nach innen
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt
SWR/ARTE 2012, 52′
Erstausstrahlung: 8. Dezember 2012
Am 9. August 2012 jährte sich zum 50. Mal der Todestag des Schriftstellers, Malers und Nobelpreisträgers Hermann Hesse. Im Auftrag des SWR und arte ist aus diesem Anlass ein Filmporträt dieses weltbekannten Dichters entstanden, der vor allem für die jungen Leser der 60er und 70er Jahre zur „Galionsfigur der Innerlichkeit“ wurde. Und das nicht nur in Deutschland. Kein deutscher Erzähler wurde so oft übersetzt wie Hesse. Über 100 Millionen beträgt seine Weltauflage.
In seinem Film zeigt Andreas Christoph Schmidt den Stationen von Hesses Lebensreise: über seine Geburtsstadt Calw, der Klosterschule Maulbronn im Schwarzwald, dem ersten eigenen Haus in Gaienhofen am Bodensee, wo Hesse mit seiner Familie lebte, aus der er schließlich ausbrach, um das zurückgezogene Leben eines armen Poeten im schweizerischen Montagnola zu führen.
Der Film folgt Hesse zudem auf seinem Weg nach innen und zeigt einen Menschen, der sein Leben lang auf der Suche war – nach einem Weg, das menschliche Dasein zu ertragen ohne vorzeitig daraus zu fliehen, nach einer ihm angemessenen Lebensform, nach Erkenntnis.
Im Film kommen auch Hesse-Experten zu Wort: der Herausgeber aller Hesse-Ausgaben Volker Michels, der Schriftsteller Adolf Muschg, Hesses Enkel Silver, der Hesse-Biograf Heimo Schwilk und der amerikanische Literaturprofessor Theodore Ziolkowski.
Buch / Regie: Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Holger Schüppel, Andreas Christoph Schmidt / Schnitt: Michael Auer, Andreas Christoph Schmidt / Ton: Michael Thäle, Enrico Leube / Tonmischung: Christian Wilmes / Musik: André Pawelski / Sprecher: Ulrich Noethen, Ingo Hülsmann / Farbkorrektur: Ufuc Genç / Mitarbeit: Franziska Zwerg / Produktionsleitung: Cordula Paetzel / Redaktion: Simone Reuter / Eine Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme im Auftrag des SWR in Zusammenarbeit mit ARTE
52’12“ / 16:9 / Stereo / F / © 2012 Schmidt & Paetzel Fernsehfilme und Südwestrundfunk Baden Baden
Heilige Berge. Die Sacri Monti in Oberitalien
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt
Aus der Reihe „Schätze der Welt / Erbe der Menschheit“
SWR 2011, 15′
Erstausstrahlung: 20. November 2011
Der englische Schriftsteller Samuel Butler wunderte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts, wie die Schätze der Sacri Monti der Aufmerksamkeit der vielen Italienreisenden so gründlich entgehen konnten. Seither hat sich daran trotz des UNESCO-Welterbestatus nicht viel geändert, auch der heutige Besucher steht seltsam allein und seinem eigenen Urteil überlassen vor einem stummen Theater, das in der Kunstgeschichte nicht seinesgleichen hat. So realistisch wie hier war die biblische Geschichte den Menschen nie zuvor gezeigt worden.
Die neun Heiligen Berge – acht im Piemont, einer in der Lombardei – sind Pilgerstätten, die an die Stelle des verlorenen Jerusalem treten sollten. „Ein neues Jerusalem“, so steht es denn auch über dem Tor zu dem ältesten (1491) und bedeutendsten der Sacri Monti in Varallo am Fuße der Westalpen. In mehr als vierzig Kapellen wird hier die Geschichte Christi erzählt. Mit lebensgroßen, wie lebendig wirkenden Figuren, die zu höchst expressiven und oftmals erschütternden Ensembles gruppiert sind. Der Sacro Monte di Orta dagegen, bezaubernd über dem Orta-See gelegen, ist ganz dem Hl. Franz von Assisi gewidmet und stellt ihn als zweiten Christus dar. Den revolutionären Gedanken darin nehmen heutige Besucher, oftmals eher Verliebte als Pilger, kaum zur Kenntnis. Der Sacro Monte di Oropa schließlich, wo der Film beginnt, ist ein echter Ort des Volksglaubens, eine riesige Wallfahrtsstätte in 1200 Metern Höhe über der alten Stadt Biella. Seit Jahrhunderten suchen Menschen hier Trost und Hilfe bei der als wundertätig verehrten Schwarzen Madonna von Oropa.
Buch / Regie: Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Holger Schüppel / Kameraassistenz: Karl Keil / Grip: Christian Marienthal / Schnitt: Andreas Christoph Schmidt / Ton: Andreas Christoph Schmidt / Tonmischung: Christian Wilmes / Sprecher: Tom Vogt / Recherche und Organisation: Ines Frederich / Musik: André Pawelski / Produktionsleitung: Cordula Paetzel / Redaktion: Goggo Gensch / Eine Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme / Im Auftrag des Südwestrundfunks
14’10“ / HD 16:9 / Stereo / F / © 2009 SWR
Jasnaja Poljana, die Russen und Tolstoi
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt und Christiane Bauermeister
WDR/ARTE 2010, 73′
Erstausstrahlung: 7. November 2010
Auf der russischen Landkarte gibt es Orte, deren Namen jeder kennt, zu denen es viele Menschen hinzieht, die man einmal gesehen haben will. Dazu gehört das Gut Jasnaja Poljana des Grafen Tolstoi in der Provinz, südlich von Moskau, unweit der Stadt Tula.
Tolstoi verbrachte fast sein ganzes Leben hier, er schrieb hier seine großen Romane „Krieg und Frieden“, „Die Auferstehung“, „Anna Karenina“. Das Gut, heute Museumsgut, wird von Tolstois Ur-Urenkel geführt, der gelegentlich Gäste empfängt: wir treffen hier die Schriftsteller Tatjana Tolstaja (eine entfernte Verwandte Leo Tolstois), Wladislaw Otroschenko, Sachar Prilepin und Andrej Bitow. Und stellen fest, welch gut begründete Verehrung die Heutigen für ihren großen Vorgänger 100 Jahre nach seinem Tod empfinden. Vor allem aber erkennen wir, dass Jasnaja Poljana mehr ist als nur der Ort, an dem Tolstoi lebte und schrieb: das Gut prägte und formte ihn, in seinen Weiten war Raum für die Welten von Krieg und Frieden. Einen „Planeten auf dem Planeten“ nennt es einer der Schriftsteller und die Leiterin des kleinen Museums sagt: „Er hatte eine ungeheure Natur und eine Bibliothek. Mehr braucht ein Junge nicht.“ Als Kind suchte er hier nach dem grünen Stöcklein, das sein großer Bruder versteckt hatte: darauf seien alle die wichtigsten Wörter geschrieben, die man kennen müsse, damit alle Menschen glücklich werden. Und noch als alter Mann bekannte Tolstoi, dass er immer noch an die Existenz des grünen Stöckleins glaubte, immer noch danach suchte. Das grüne Stöcklein, verloren dort auf dem Gut, wo heute sein Grab ist, ist vielleicht der Schlüssel zu Tolstois ganzen Werk.
Im November 2010 jährt sich der Todestag Tolstois zum 100sten Mal. Über vieles ist die Zeit hinweggegangen, viele, die einmal berühmt waren, sind heute vergessen. Nicht Tolstoi. Er wird nach wie vor gelesen, seine Werke erscheinen in neuen Übersetzungen, er hat uns etwas zu sagen.
Ein Film mit: Andrej Bitow, Sachar Prilepin, Wladimir Tolstoi, Irina Truchatschewa, Wladislaw Otroschenko, Tatjana Tolstaja
Buch / Regie: Andreas Christoph Schmidt / Idee und Organisation: Christiane Bauermeister / Kamera: Oleg Stinski / Kameraassistenz: Til Schapiro / Schnitt: Michael Auer, Andreas Christoph Schmidt / Ton: Maxim Lysow / Tonmischung: Christian Wilmes / Musik: Trio Jasnaja Poljana (S. Rudnew, T. Lewaschewa, L. Priluzkaja) / Sprecher: Andreas Christoph Schmidt, Lutz Riedel, Thomas Vogt, Ingo Hülsmann, Natascha Bub / Beratung: Arkadi Waksberg / Mitarbeit: Elena Alechina, Nina Berfelde, Sergey Mishunin / Produktionsleitung: Cordula Paetzel, Jorge Bogalho / Produzent: Andreas Christoph Schmidt / Redaktion: Sabine Rollberg / Eine Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme und WDR in Zusammenarbeit mit ARTE
72’55“ / 16:9 / Stereo / F / © 2010 Schmidt & Paetzel Fernsehfilme und Westdeutscher Rundfunk Köln
Tolstoi mit den Augen des Films
Ein Film von Artem Demenok
SWR/ARTE 2010, 52′ bzw. 44′
Erstausstrahlung: 8. November 2010
„Ich denke im Ernst daran, ein Stück für die Leinwand zu schreiben. Ein Sujet darüber habe ich. Es ist ein schreckliches blutiges Thema … eine Story fürs Kino. Man könnte es nicht als Erzählung oder für die Bühne schreiben. Aber auf der Leinwand wäre es gut. Das könnte eine gewaltige Sache werden“, soll Graf Leo Tolstoi in einem Gespräch gesagt haben. Hatte er das wirklich vor?
Leo Tolstoi und der Film – sie sind sich am 27. August 1908 zum ersten Mal begegnet. Einer der größten Dichter und eine neue Kunst, an deren Zukunft damals kaum jemand ernsthaft glaubte. Welche Folgen hatte diese Begegnung für den Film und für Tolstoi? Schon vor der Oktoberrevolution wurden seine wichtigsten Werke verfilmt. Und bereits 1912 entstand „Der Abgang des großen Alten“, ein Biopic über die letzten Tage aus dem Leben des Schriftstellers. Aber wollte er tatsächlich selbst für den Film schreiben?
Tolstoi als Massenphänomen und Identifikationsfigur für das frühe Kino im Zarenreich – davon handelt dieser Film. Er basiert auf den historischen Aufnahmen des Schriftstellers aus dem russischen Filmarchiv Gosfilmofond, beleuchtet mit Hilfe von Tagebüchern, Briefen und Zeugnissen die spannende Geschichte ihrer Entstehung und rekonstruiert einige Filmprogramme, die Tolstoi auf seinem Landgut oder anderswo gesehen hat. Auch eine Hommage an die Filmoperateure, die sich damals ins Zeug gelegt haben: Alexander Drankow und Georges Meyer alias Joseph-Louis Mundviller.
Der Film bleibt aber nicht in der Vergangenheit haften: Der russische Regie-Altmeister Marlen Chuziew gewährt Einblicke in sein noch nicht vollendetes Werk über die Begegnungen zwischen Tschechow und Tolstoi. Weitere Gesprächspartner sind der Kritiker Lew Anninski und der Schauspieler Michail Pachomenko, Tolstoi-Darsteller im Film von Chuziew.
Buch / Regie: Artem Demenok / Kamera: Oleg Stinski / Schnitt: Vera Bogdahn / Ton: Dmitri Konjuschenko / Tonmischung: Gerhard Jensen-Nelson / Sprecher: Tom Vogt, Uwe Müller / Mitarbeit: Evgeny Sergeev, Nina Berfelde, Sergey Mishunin / Produktionsleitung: Cordula Paetzel / Produzent: Andreas Christoph Schmidt / Redaktion: Kurt Schneider / Eine Co-Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme und Kinolenta, Moskau im Auftrag des SWR in Zusammenarbeit mit ARTE
52’30“ bzw. 43’45“ / 16:9 / Stereo / F und S/W / © 2010 Schmidt & Paetzel Fernsehfilme und SWR
Neues Bauen. Die Berliner Moderne
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt
Aus der Reihe „Schätze der Welt / Erbe der Menschheit“
SWR 2009, 15′
Erstausstrahlung: 17. Dezember 2009
Wer verstehen will, warum sechs Wohnsiedlungen in Berlin – die ältesten entstanden am Ende des Kaiserreichs, die jüngsten am Ende der Weimarer Republik – die Weihe des Weltkulturerbes erlangt haben, darf nicht nur auf die Fassaden schauen.
Es geht hier weniger um die Anerkennung kühner Bauästhetik, als um die Würdigung einer Idee. Der Idee des genossenschaftlichen Wohnungsbaus. Nicht Geld zu machen mit Mieteinnahmen, sondern Wohnraum, Lebensraum für die vielen zu schaffen, die sich in den Hinterhöfen drängten, das war der Gedanke. Der sozialdemokratische Gedanke schlechthin. Die älteste der Siedlungen, Bruno Tauts Gartenstadt, ist nicht zufällig aus bunten Häusern erbaut: Licht, Luft, Pflanzen, Farbe – Bedingungen des Glücks. In den Jahren der Weimarer Republik wurden die Siedlungen größer, städtischer, auch monumentaler. Aber immer hielten sie sich an den Gedanken eines durchgrünten städtischen Raums. Gleichzeitig bestimmten konsequente Funktionalität, Reihung, Sachlichkeit die Architektur des Neuen Bauens. So entstanden, vor allem in der „Weißen Stadt“ in Berlin Reinickendorf, Gebäudekomplexe von großer Überzeugungskraft und zeitloser Modernität. Gleichzeitig jedoch, spätestens in der „Ring-Siedlung“ Siemensstadt, einer modernen „Stadtlandschaft“, kündigt sich die Entwicklung der Nachkriegsjahre an: An ihrem Ende wird die Trabantenstadt stehen, der soziale Brennpunkt.
Buch / Regie: Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Holger Schüppel / Kameraassistenz: Karl Keil / Grip: Ilko Petkof, Phillip Schwabe, Laura Klippel / Schnitt: Andreas Christoph Schmidt / Ton: Andreas Christoph Schmidt / Tonmischung: Christian Wilmes / Sprecher: Ingo Hülsmann / Recherche und Organisation: Ines Frederich / Musik: André Pawelski / Produktionsleitung: Cordula Paetzel / Redaktion: Goggo Gensch / Eine Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme / Im Auftrag des Südwestrundfunks
14’11“ / 16:9 / Stereo / F / © 2009 SWR
Literaturliste
Siedlungen der Berliner Moderne: Nominierung für die Welterbeliste der UNESCO = Housing estates in the Berlin modern style / [Hrsg.: Landesdenkmalamt Berlin im Auftr. der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin. Projektleitung: Winfried Brenne]. – 1. Aufl. – [Berlin] : Braun, 2007, ISBN 978-3-938780-20-6
Siedlungen der Berliner Moderne: [erscheint anlässlich der Ausstellung Berliner Siedlungen der 1920er Jahre, Kandidaten für das UNESCO-Welterbe vom 25. Juli bis 8. Oktober 2007 im Bauhaus-Archiv, Museum für Gestaltung] / Jörg Haspel ; Annemarie Jaeggi (Hg.). [Textbearb.: Markus Jager]. – 1. Aufl. – München; Berlin: Dt. Kunstverl., 2007, ISBN 978-3-422-02091-7
Bruno Taut: 1880 – 1938 ; Architekt zwischen Tradition und Avantgarde / hrsg. von Winfried Nerdinger – Stuttgart; München : Dt. Verl.-Anst., 2001, ISBN 3-421-03284-X
Bruno Taut: Meister des farbigen Bauens in Berlin / Winfried Brenne, Verlagshaus Braun, 2008, ISBN 978-3-935455-82-4
Was Chinesen lesen
Eine Reportage von Cordula Paetzel
SWR/ARTE 2009, 52′ bzw. 45′
Erstausstrahlung: 15. Oktober 2009
Eine literarische Entdeckungsreise nach China: Was lesen die Chinesen? Was schreiben sie? Wie geht das literarische China mit seiner schweren Vergangenheit und seiner rasanten Gegenwart um? Ein Spagat zwischen modernster Marktwirtschaft und staatlicher Zensurbehörde.
Autorin Cordula Paetzel besucht Shanghai und Peking in Begleitung eines Mannes, der Chinas literarische Welt von innen kennt und von außen betrachtet: Qiu Xiaolong hat China nach dem Tiananmen-Massaker 1989, wie so viele andere junge chinesische Intellektuelle, verlassen und wurde Hochschullehrer in den USA. Die Krimis, die er dort schreibt, spielen jedoch alle in seiner alten Heimat, Shanghai. Sie sind mittlerweile in viele Sprachen übersetzt und werden auf der ganzen Welt gelesen, in China jedoch erscheinen sie nur sporadisch.
Qiu begegnet in diesem Film einer Reihe von Kollegen: Der draufgängerische Yu Hua ist nach unseren Begriffen ein Dissident, dennoch wird er im Mittelpunkt der chinesischen Delegation auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse stehen. Jiang Rong dagegen reist nicht mit nach Frankfurt, obwohl sein „Der Zorn der Wölfe“ zu den erfolgreichsten chinesischen Romanen überhaupt gehört. Jiang hat einige Jahre seines Lebens im Gefängnis verbracht und seinen Roman unter Pseudonym veröffentlicht.
Yan Liankes Roman „Dem Volke dienen!“ ist im Westen erschienen, nicht aber in China. Wo jedoch die anderen Romane Yan Liankes in allen Buchhandlungen zu finden sind. Was die „sechsfache Zensur“ ist, erläutert Yan seinem Kollegen Qiu mit feinem Humor.
Ferner sieht man eine junge Schriftstellerin, die in den 80er Jahren geboren ist und etwas über diese Generation der ersten Einzelkinder-Erwachsenen sagt; den Jungstar Guo Jingming, ein geschminktes Männchen mit Kamm im Haar, das Millionen verdient mit schnell geschriebenen Büchern für Jugendliche; einen privaten Verleger, der seine Autoren im Internet rekrutiert und Auflagen erreicht, von denen seine westlichen Kollegen nicht zu träumen wagen; und eine Schriftstellerverbands-Vorsitzende, die vor allem ein hübsches Lächeln lächelt.
Mit: Qiu Xiaolong (Schriftsteller, Dichter), Guo Jingming (Schriftsteller), Chun Sue (Schriftstellerin), Sun Yuanwei (Leserin), Yang Wenxuan (Verleger), Yu Hua (Schriftsteller), Jiang Rong (Schrifsteller), Yan Lianke (Schriftsteller), Tie Ning (Schriftstellerin, Vorsitzende des Schriftstellerverbands)
Buch / Regie: Cordula Paetzel / Kamera: Michael Auer / Schnitt: Michael Auer, Andreas Christoph Schmidt / Ton: Cloud Wang / Tonmischung: Luigi Rensinghoff / Aufnahmeleitung: Zhu Yi / Sprecher: Lutz Riedel, Ingo Hülsmann, Natascha Bub / Produzent: Andreas Christoph Schmidt / Redaktion: Kurt Schneider (SWR), Philippe Muller (ARTE) / Mit Zitaten aus: „Leben!“, 1994, Regisseur Zhang Yimou und „Richter Di Renjie“, 1986, Taiyuan Station, CCTV / Dank an: Paul Zsolnay Verlag Wien, Deutscher Taschenbuchverlag; Goldmann Verlag, Ullstein Verlag / Eine Produktion von: Schmidt & Paetzel Fernsehfilme / Im Auftrag des Südwestrundfunks / in Zusammenarbeit mit ARTE
45′ bzw. 52′ / 16:9 / Stereo / F / © 2009 SWR, ARTE
Im Film wurde folgende Musik verwendet:
What Are You Asking Me? von James Newton Howard
Crouching Tiger, Hidden Dragon und Night Fight von Tan Dun (Shanghai Symphony Orchestra)
Feminine / Bright / The Moon / Shadow / A Distant Mermer – Tai Chi Yin Yang
Goodbye Jack und The Music Won’t Be Stopped von Hu Gao (Miserable Faith)
Lotus im Schnee von Min Huang (Faye Wong)
Setgeliin Egshig von B. Sharav (Zazal)
Moonlit River in Spring und Towering mountain and ruvning water (Orchester des Zentralchinesischen Vereins für Minderheitenmusik)
Architekturclips
im Auftrag des Goethe Instituts
Andreas Christoph Schmidt hat seit 2008 zahlreiche kleine Filmchen über herausragende Architektur in Deutschland gedreht. Darunter sind Ausstellungstempel wie das Mercedes Benz Museum in Stuttgart, besinnliche Orte wie das Haus der Stille der Abtei Königsmünster, historische Architektur wie der Bonner Kanzlerbungalow oder Produktionsstätten wie das Leipziger BMW Werk.
Rote Arktis. Eroberung des Nordpols 1937
Ein Film von Christian Klemke und Andreas Christoph Schmidt
rbb/MDR/ARTE 2009, 52′ bzw. 45′
Erstausstrahlung: 7. Oktober 2009
Es war nicht irgendeine Expedition, zu der 43 sowjetische Flieger und Forscher im März 1937 aufbrachen. Es war eine fliegerische Pioniertat, ein Meilenstein in der Geschichte der Entdeckungen und – eine eigene Facette in der Geschichte des Stalinterrors.
Helden, die nicht um ihres persönlichen Ruhmes willen Kopf und Kragen riskierten, sondern einzig dem Genossen Stalin zuliebe. Sie wurden gefeiert, bejubelt, während ihre Freunde, Mitarbeiter, Nachbarn, Konkurrenten der Vernichtung anheim fielen. Helden der Sowjetunion.
Nie zuvor in der Geschichte hatte es eine Expedition gegeben, die mit geballter staatlicher Macht ihr Ziel angriff: Eroberung des Nordpols. Und erstmals ging ein Kameramann mit auf die Reise, denn dieses Eroberungswerk sollte ein kollektiver Triumph sein, alle sollten von ihm fasziniert und alle sollten darauf stolz sein. Heute würde man von einem Medienereignis sprechen. Der Film „Rote Arktis“ von den Grimme-Preisträgern Christian Klemke und Andreas Christoph Schmidt erzählt von einem Abenteuer im „Jahr des Großen Terrors“ und zeigt die Aufnahmen erstmals im Westen. Teilweise sind sie selbst in Rußland unbekannt, was um so mehr verwundert, als die Papanin-Expedition für das russische Selbstverständnis als „Macht des Nordens“ von ungebrochener Bedeutung ist.
Buch / Regie: Christian Klemke, Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Oleg Stinski / Schnitt: Andreas Christoph Schmidt, Florian Köhler, Michael Auer / Ton: Alexander Iwschin / Tonmischung: Sönke Fehlberg / Musik: André Pawelski / Sprecher: Hanns Zischler, Lutz Riedel, Natascha Bub / Mitarbeit: Elena Rubinova, Sergey Mishunin / Redaktionelle Mitarbeit: Cora Brückmann / Produktionsleitung: Rainer Baumert, Cordula Paetzel / Produzent: Andreas Christoph Schmidt / Redaktion: Dagmar Mielke, Katja Wildermuth, Rolf Bergmann, Peter Gottschalk / Eine Koproduktion von: Schmidt & Paetzel Fernsehfilme und Focus Films mit RBB und MDR, in Zusammenarbeit mit ARTE
45′ bzw. 52′ / 16:9 / Stereo / F / © 2009 Schmidt & Paetzel Fernsehfilme und RBB
Landschaft des Heiligen. Assisi
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt
Aus der Reihe „Schätze der Welt / Erbe der Menschheit“
SWR 2009, 15′
Erstausstrahlung: 13. Januar 2009
Assisi in Umbrien ist eine jener uralten italienischen Städte, die schon ihres Alters wegen einen besonderen Zauber ausüben. Viele Jahrhunderte haben hier ihre Spuren hinterlassen, und wer einen Abend auf der Piazza verbringt, meint zu spüren, wie Vergangenheit und Gegenwart einander durchdringen. Man muß staunen über den Italienreisenden Goethe, der es schaffte, allein den Minervatempel zu bewundern und alles andere zu ignorieren. Heutige Reisende hingegen kommen nicht des römischen Tempels, sondern der Stätten des Hl. Franziskus wegen, der in Assisi geboren wurde und hier zu Beginn des XIII. Jahrhunderts seinen „Orden der minderen Brüder“ gründete. Die Basilika S. Francesco, in deren Krypta die Gebeine des Hl Franz von Assisi liegen, zieht allerdings nicht nur Pilger an, auch kunsthistorisch ist sie von größter Bedeutung. Nirgendwo liegen Gotik und Renaissance näher beieinander als hier: Die Fresken, mit denen die Kirche völlig ausgestaltet ist, stammen teils noch von dem Alten Meister Cimabue, teils bereits von seinem Schüler Giotto und dessen Zeitgenossen.
Assisi steht heute ganz im Zeichen des Heiligen Franziskus. Die kleine Kapelle unterhalb Assisis, bei der er 1226 starb, wird von einem mächtigen Dom überwölbt. Eine kleine Kirche in einer großen Kirche – ein Bild für die franziskanische Bewegung bis heute.
Buch / Regie: Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Holger Schüppel / Kameraassistenz: Nils Keber / Schnitt: Michael Auer / Ton: Andreas Christoph Schmidt / Tonmischung: Christian Wilmes / Sprecher: Jürgen Hentsch / Recherche und Organisation: Ines Frederich / Musik: André Pawelski / Produktionsleitung: Cordula Paetzel / Redaktion: Goggo Gensch / Eine Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme / Im Auftrag des Südwestrundfunks
13’50“ / 16:9 / Stereo / F / © 2009 SWR
Literaturliste
Helmut Feld: Franziskus von Assisi, Verlag C. H. Beck, München 2001
Helmut Feld: Franziskaner, UTB, Stuttgart 2008
Peter Fobes: Rom und Assisi, Verlag Josef Knecht, Frankfurt/Main 2000
Mark Galli: Franz von Assisi und seine Welt, Herder, Freiburg 2008
Hermann Hesse: Franz von Assisi, Insel Verlag, Frankfurt/ Main und Leipzig 1988
Jacques Le Goff: Franz von Assisi, Klett-Cotta, Stuttgart 2006
Elvio Lunghi: Die Franziskus-Kirche in Assisi, SCALA, Florenz 1996
Wolfgang Schenkluhn: Architektur der Bettelorden. Die Baukunst der Dominikaner und Franziskaner in Europa, Primus
Paestum und Velia. Was steht und nicht vergeht
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt
Aus der Reihe „Schätze der Welt / Erbe der Menschheit”
SWR 2007, 15′
Erstausstrahlung: 2. Dezember 2007
Ausgezeichnet als Bester Kurzfilm, Cinarchea Kiel 2008
In Jacob Burckhardts Cicerone, dem unentbehrlichen Begleiter kunstbeflissener Italienreisender des 19. Jahrhunderts, steht der Neptuntempel von Paestum auf Seite eins. Es sei kein Zweifel, meint Burckhardt, daß das Buch mit diesem Gebäude beginnen müsse. Er hält es für das bedeutendste Bauwerk auf italienischem Boden, dabei ist es eigentlich gar kein italienisches, auch kein römisches Gebäude, sondern ein griechisches. Denn das antike Griechenland beschränkte sich keinesfalls nur auf die Ägäis, sondern griff weit nach Westen aus, und einige der bedeutendsten griechischen Städte lagen in Unteritalien. Zu ihnen gehört Paestum, das um 500 v. Chr. gegründet wurde. Seine drei großen Tempel sind in beeindruckenden Ruinen erhalten geblieben – im 18. Jh. wiederentdeckt, wurden sie schnell zu einem unverzichtbaren Bestandteil jeder italienischen Bildungsreise. Hier lernte Europa, was ein Tempel ist – den Einfluß Paestums auf das europäische Stil- und Formempfinden kann man wohl kaum überschätzen.
Kaum fünfzig Kilometer südlich von Paestum liegt Velia/Elea, ebenfalls eine griechische Stadt. Hier steht kein einziger Tempel mehr, außer einem mächtigen Stadttor ist alles zerstört, was die Griechen und später die Römer bauten. Dennoch geht ein Zauber von den Ruinen Eleas aus, mehr noch aber von seinem Namen. Die Philosophen aller Jahrhunderte wußten nicht, wo Elea lag, aber sie wußten, was Elea war: Der Ort, an dem die philosophische Schule der Eleaten beheimatet war. Ihr Gründer hieß Parmenides. Bis heute beschäftigt sich die Philosophie unablässig mit diesem großen Denker. Und auch die Naturwissenschaften, die sich erst im Versuch entwickelten, Parmenides zu widerlegen, sind immer noch nicht über ihn hinweg. Unter den wenigen Büsten, die Archäologen hier ausgruben, ist auch eine des Parmenides. Das einzige Bild, das wir von ihm haben.
Buch / Regie: Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Holger Schüppel / Kameraassistenz: Nils Keber / Schnitt: Michael Auer / Ton: Andreas Christoph Schmidt / Tonmischung: Christian Wilmes / Sprecher: Jürgen Hentsch / Recherche und Organisation: Ines Frederich / Musik: André Pawelski, Alexander Pavlovic-Hunjadi / Produktionsleitung: Cordula Paetzel / Redaktion: Goggo Gensch / Eine Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme / Im Auftrag des Südwestrundfunks
14’58“ / 16:9 / Stereo / F / © 2007 SWR
Ravenna. Am Ende der Antike
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt
Aus der Reihe „Schätze der Welt / Erbe der Menschheit“
SWR 2007, 15′
Erstausstrahlung: 2. Dezember 2007
Als das Römische Reich bereits dem Untergang geweiht war, und weder Rom dem Hofe Sicherheit bieten konnte, noch Mailand, da wurde Ravenna zur Hauptstadt des Weströmischen Reichs. Die Kirchen und Mausoleen, derentwegen wir heute die ansonsten eher unauffällige Stadt aufsuchen, stammen alle aus jener, als besonders fern und finster angesehenen Zeit. Wer glaubt, auch die Kirchen müssten daher finster sein, irrt. „Tresore des Lichts“, nannte sie einmal ein Reisender. Wer sie betritt, steht unter farbenprächtigen Mosaiken, denen er ihr Alter nicht glauben kann. Das Mausoleum der Römischen Kaiserin Galla Placidia entstand in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts, der große und prächtige Zentralbau von S. Vitale einhundert Jahre später.
Dazwischen lag die Zeit der Goten. 26 Jahre lang herrschte der Ostgote Theoderich der Große, in der Sage Dietrich von Bern geheißen, von hier aus über Italien und bot dem Kaiser in Konstantinopel die Stirn. Nach seinem Tode zerfiel die Herrschaft, die Goten wurden von Kaiser Justinians Armeen vernichtet. Nicht ein einziges Bild Theoderichs blieb in Ravenna erhalten – Bilder mussten verschwinden wie die Menschen – sein mächtiges Mausoleum aber, erbaut vor den Toren der Stadt, steht noch heute unversehrt da, ein Denkmal aus der Zeit der Sagen.
Buch / Regie: Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Holger Schüppel / Kameraassistenz: Nils Keber / Schnitt: Michael Auer / Ton: Andreas Christoph Schmidt / Tonmischung: Christian Wilmes / Sprecher: Jürgen Hentsch / Recherche und Organisation: Ines Frederich / Musik: André Pawelski, Alexander Pavlovic-Hunjadi / Produktionsleitung: Cordula Paetzel / Redaktion: Goggo Gensch / Eine Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme / Im Auftrag des Südwestrundfunks
14’49“ / 16:9 / Stereo / F / © 2007 SWR
Chinesen in Berlin
Eine Reportage für das Magazin des Goethe-Instituts KuBus, Ausgabe 75 von Cordula Paetzel
Goethe-Institut 2007, 15′
In Berlin leben etwa 6000 Chinesen. Manche von ihnen sind hier heimisch geworden, haben eine Familie gegründet. Andere kommen nur für ein paar Jahre zum Studieren hierher, planen nach dem Uni-Abschluß noch einige Zeit in Deutschland zu arbeiten, um dann mit den besten Aussichten auf einen guten Job nach China zurückzukehren. Ihr Ziel ist es, in Deutschland Erfahrungen zu sammeln, die sie China später zurückgeben können. Auch wenn sich die Chinesen in Berlin wohl fühlen, mit den deutschen Lebensverhältnissen gut klarkommen, die Sehnsucht nach der Heimat China ist dennoch allen gemein.
Einige sind schon lange hier. Wie Wu Jiang. Seit sechzehn Jahren, sagt sie. Seit 1990 also. Sie kam mit der ersten Welle von Chinesen, die nach der Niederschlagung des Aufstands vom Tiananmen, 1989, China verlassen konnten oder mußten. Zu denen, die die Kulturrevolution erlebt hatten, und zwar als Gewalt gegen ihre Eltern, und die sich nun, nach 1989, endgültig enttäuscht von China abwandten und woanders eine Zukunft suchten. Sie spricht nicht vom Tiananmen, sie sagt nur: „Seit sechzehn Jahren bin ich in Deutschland“, aber man muß wissen, was gemeint ist. Eine baldige Rückkehr nach China stand nicht in Aussicht. Statt dessen eine Bekanntschaft und Ehe mit einem deutschen Mann, zwei Kinder, von denen das ältere, kaum im Kindergarten auf seine Mandelaugen angesprochen, sagt: „Ich will kein Chinese sein. Ich bin Deutscher!“ Und was ist seine Mutter? Ist sie noch Chinesin? Wu Jiang hat immer Heimweh. Dagegen läßt sich nichts machen. Sie ist auch oft einsam und fühlt sich ganz allein. Dabei hat sie´s so gut: Ein Häuschen, einen Mann, zwei liebenswerte Jungs. Und alle sprechen Chinesisch, der Mann auch. Das Heimweh läßt sich dennoch nicht vertreiben. Aber Wu Jiang hat ihren Weg gefunden, damit zu leben: Seit einigen Jahren unterrichtet sie Chinesisch am Gymnasium. Sie baut sich, wie sie sagt, eine Brücke. Zu dem Lande China in ihr selbst.
„China,“ sagt dagegen Zhang Hui, Studentin an der Berliner Universität der Künste, „ist immer für mich da.“. Kann man seine Heimatverbundenheit schöner ausdrücken? Nicht mehr: „Du mußt immer Deinem Vaterlande treu sein!“ sondern: „China ist immer für mich da.“ Das sagt eine junge Frau, die seit einem Jahr hier ist und sich weit vorgewagt hat. Sie probiert an sich selbst die westliche Kunst und das westliche Lebensgefühl aus. Wohnt in einer WG am Prenzlauer Berg, einer richtigen WG, mit Punks im Hof und so, sieht cool aus mit ihren locker geschnürten Stiefeln, fährt mit dem Fahrrad zur Uni, und China ist immer für sie da. Ist es etwa lange her, daß Chinesen aus der VR nur in Delegationen aus grauen schlotternden Anzügen durch die Stadt huschten? Heute Zhang Hui, die in der WG-Küche darüber sinniert, was sie so alles hinzugelernt hat im letzten Jahr. Sie ist keine Emigrantin. Sie ist auf Forschungsreise und wird einmal zu Chinas Elite zählen.
Was mit Sicherheit auch für Luo Jian gilt. Er wohnt in einem hübschen Studentenwohnheim im Grunewald und hat hier seine Freundin Liu Sha kennengelernt. Liu Sha kennt sich mit dem Leben aus, studiert Volkswirtschaft und jobbt in einer Hausverwaltung. Luo Jian kennt sich mit Tai Chi aus und gibt Kurse. Vor allem aber kennt er sich mit elektronischem Datentransfer aus; sein Studium an der Technischen Universität hat er im Lauf von zwei Jahren absolviert; seine Promotion wird nicht viel länger in Anspruch nehmen. Für die Generation der Zwanzigjährigen ist Luo Jian nicht untypisch: Es sind keine armen Schlucker, die aus China nach Europa kommen, keine Wirtschaftsflüchtlinge. Für die Bauern auf dem Land ist der Weg zu uns viel zu weit, die Hindernisse zu groß. Man muß Hürden zu nehmen verstehen, um in den Westen zu gelangen.
Oder unter einem Glücksstern geboren sein. Und Sibei mit Vornamen heißen. Die beiden Zeichen Si und Bei stehen nämlich für Strauß und Beethoven, Richard Strauß, nicht Johann. Sibeis Großvater, der ihr den Namen gab, war Musiker. Und ihr Vater ist Musiker. Sie selber ist einfach Sibei und spielt Flöte. Zur Zeit in der Orchesterakademie der Berliner Philharmoniker. Hierher kommen nur die Besten. Für Sibei steht die Welt offen, und Deutschland, auch wenn sie schon einige Jahre hier lebt, ist nur eine Station. Irgendwann, ja irgendwann einmal, wird sie nach China zurückgehen. Denn China ist immer für sie da.
Buch / Regie: Cordula Paetzel / Kamera und Schnitt: Michael Auer / Ton: Jürgen Kornatz / Produktion: Schmidt & Paetzel Fernsehfilme GmbH / Dank an: Berliner Philharmoniker, Karajan-Institut, Deutsche Grammophon, Yu Qishi und Liang Wei, Emiliana Torrini, Universität der Künste Berlin, Frauke Oesmann, Michele Fattori / Redaktion: Bruno Fischli, Detlef Gericke-Schönhagen, Hans Kohl, Christian Lüffe, Annette Rupp, Frank Werner
13’40“ / 4:3 / Stereo / F / © 2007 Bereich Film, Fernsehen, Hörfunk / Goethe-Institut
Fritz Lang
Aus der Reihe „Deutsche Lebensläufe“
Ein Film von Artem Demenok
SWR 2007, 45′
Erstausstrahlung: 11. Januar 2007
Ausgezeichnet mit dem Grimme-Preis 2007
Eigentlich hatte er Architektur studiert. In die Geschichte ist er aber als großer Regisseur des noch jungen Mediums Film eingegangen: Fritz Lang stand wie kein anderer für den monumentalen Film der 20er Jahre. 1890 in Wien als Sohn einer Jüdin geboren, betrat er 1922 die große Bühne mit Werken wie „Dr. Mabuse“ und „Die Nibelungen“, einer gigantischen Produktion, die auch die Nazis begeisterte. Alle seine deutschen Filme entstanden in Ateliers, nicht an Originalschauplätzen. Lang wollte nichts dem Zufall überlassen. 1927 setzte er sich mit „Metropolis“ sein eigenes filmisches Denkmal. Die Vision einer Großstadt im Jahr 2000 gilt auch heute noch als Meisterwerk.
„Das ist der Mann, der uns den nationalsozialistischen Film bringt“: Reichspropagandaminister Goebbels wollte Fritz Lang für seine politischen Ziele gewinnen. Lang verließ aber wenige Monate später das Land, zog erst nach Paris, dann in die USA. Auch wenn dort Stars wie Gary Cooper, Marlene Dietrich und Marilyn Monroe für ihn vor der Kamera standen – die ganz großen Erfolge wurden seine amerikanischen Filme nicht mehr. Auch deutsche Produktionen aus den 50er und 60er Jahren wie „Der Tiger von Eschnapur“ und „Dr. Mabuse“-Fortsetzungen knüpften nicht an seine großen Meisterwerke an. 1976 starb Fritz Lang fast blind in Beverly Hills. Für die Reihe „Deutsche Lebensläufe“ hat Artem Demenok das Leben Langs anhand von Filmausschnitten und seltenen Interviewdokumenten nachgezeichnet. Regisseure wie Claude Chabrol und Volker Schlöndorff berichten vom Einfluss Fritz Langs auf ihr eigenes Schaffen.
Der Geirangerfjord. Die karge Majestät
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt
Aus der Reihe „Schätze der Welt / Erbe der Menschheit“
SWR 2006, 15′
Erstausstrahlung: 27. März 2007
Unter den Fjorden Westnorwegens nimmt der Geiranger einen besonderen Rang ein. Wie kein anderer lockt der tief im Land zwischen hohen Bergen gelegene Fjord seit weit über hundert Jahren Touristen an. Naturfreunde, „Nordlandfahrer“, wie einst der letzte Deutsche Kaiser, Wilhelm II., der immer wieder mit seiner Yacht „Hohenzollern“ hier aufkreuzte. Sie alle ließen sich von einer Landschaft gefangennehmen, die selbst Norwegens Königin Sonja nicht anders als mit dem Wort „majestätisch“ zu kennzeichnen weiß. Sie tat dies in einem Gästebuch auf einem jener alten Bauernhöfe an den Steilufern des Fjords. Die Höfe liegen meist auf hohen Klippen und sind nur über steile Pfade zu erreichen. Bewirtschaftet wird heute keiner mehr, die letzten wurden in der Mitte des vorigen Jahrhunderts verlassen. Zu karg, zu mühselig und auch gefährlich war das Leben dort, in solch einer Einsamkeit. Die Bewohner zog es fort von hier, viele bis nach Amerika. Heute aber werden die Höfe vor dem Verfall geschützt, sie sind wiederentdeckt worden. Als Kulturerbe.
Buch / Regie / Ton: Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Birgit Gudjonsdottir BVK + AAC / Kameraassistenz: Joseph Mittendorfer / Schnitt: Michael Auer / Tonmischung: Gerhard Jensen-Nelson / Sprecher: Lutz Riedel / Recherche und Organisation: Jens Neumann / Musik: André Pawelski und Alexander Pavlovic-Hunjadi / Produktionsleitung: Cordula Paetzel / Redaktion: Goggo Gensch / Eine Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme / Im Auftrag des Südwestrundfunks
14’44“ / 16:9 / Stereo / F / © 2006 SWR
Deutscher Streitfall. Der Historiker Ernst Nolte
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt
SWR 2005, 80′
Erstausstrahlung: 22. Mai 2006
„Gespräch mit einem Ketzer“
Kaum ein deutscher Historiker hat mehr geschrieben als der 1923 geborene Ernst Nolte. Und keiner ist so umstritten wie er, der 1986 mit seinem Artikel „Vergangenheit, die nicht vergehen will“ den Historikerstreit auslöste. Von der großen Mehrheit seiner Fachkollegen und Publizisten in Deutschland wird Nolte seither entschieden abgelehnt. Niemand in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland war je einer solchen Flut der Kritik ausgesetzt wie er, jedenfalls kein Wissenschaftler. Weit über tausend Zeitungsartikel befaßten sich mit Ernst Nolte und dem Historikerstreit, und die meisten nahmen gegen Nolte Stellung. Heute ist das öffentliche Urteil über ihn, der 1963 seine Laufbahn mit einem fulminanten Auftakt begonnen hatte, der ersten wissenschaftlichen Darstellung des „Faschismus in seiner Epoche“, beinah durchweg vernichtend. Sein vorgebliches Ziel, die Vergangenheit zu verstehen, sei nichts weiter als der Versuch, Hitler zu verteidigen und Auschwitz zu rechtfertigen.
Schon früh, als er auf der Höhe seines internationalen Ruhmes stand, nannte ihn ein Kollege den „einsamen Wolf“ der Geschichtswissenschaft. Und bis heute können auch Kritiker eine gewisse Bewunderung oft nicht verhehlen. „Gestochen scharf, verbockt und anregend“, schreibt Götz Aly zu Noltes achtzigstem Geburtstag. So findet der eigentlich schon gänzlich Verdammte doch immer wieder Unterstützung im Lager seiner Gegner. Und es vergeht keine Woche, ohne daß der Name Noltes irgendwo im Feuilleton aufschiene. Entsteht in Deutschland eine neue linke Partei, schreibt die ‚Neue Zürcher Zeitung‘, hier rege sich jene Linke, die Ernst Nolte „die ewige“ nannte. Erscheint ein neues Buch über Stalin und Hitler, schreibt der Berliner ‚Tagesspiegel‘, Nolte sei mit seiner Frage „War nicht der Archipel Gulag ursprünglicher als Auschwitz?“ 20 Jahre zu früh gekommen. Geht es um die Meinungsfreiheit in Italien, weist die ‚Frankfurter Allgemeine Zeitung‘ darauf hin, dass es der italienische Senat war, der Ernst Nolte zu einem Vortrag lud, „als hierzulande niemand mehr von ihm hören wollte“. Es ist, mit einem Wort, nie ganz still geworden um Nolte, trotz aller Ablehnung, und dies allein schon läßt aufhorchen. Ernst Nolte ist offensichtlich doch kein „erledigter Fall“, wie man nach dem Historikerstreit öfter lesen konnte.
Noltes Werk gehöre zu den tiefschürfendsten der letzten fünfzig Jahre, schrieb der bedeutende französische Historiker François Furet. Was ist denn eigentlich Noltes Werk? Wir betreten die „No-Go-Area“ Ernst Nolte (‚Neue Zürcher Zeitung‘) und fragen ihn selbst. Was für ein Mensch wird uns begegnen? Ein starrsinniger Alter? Ein geifernder Fanatiker? Ein jenseits des Aktuellen stehender „Geschichtsdenker“, wie er sich selber nennt?
Ob Ernst Nolte mit seinen ketzerischen Thesen unrecht hat oder nicht, kann dieser Film ebensowenig klären, wie es die Debatten des Historikerstreits und der zwanzig Jahre seither konnten. Aber er kann, von dem Drama um Nolte ausgehend, einen Ausschnitt aus der Geschichte unseres Landes beleuchten: Von 1963, dem Jahr seines kometenhaften Aufstiegs, bis heute hat es sich verändert. Für Nolte, der früher als links galt und heute als rechts, ist es das Land, das sich gewendet hat, nicht er selbst.
Buch / Regie: Andreas Christoph Schmidt / Kamera: P. Petrides, F. Wimmer / Ton: I. Griese, K. Laabs / Schnitt: Andreas Christoph Schmidt / Tonmischung: Gerhard Jensen-Nelson / Sprecher: Thomas Vogt / Mitarbeit: O. Fedianina, S. Mishunin / Produktionsleitung: C. Paetzel / Redaktion: Martina Zöllner / Produktion: Schmidt & Paetzel Fernsehfilme GmbH / Im Auftrag des Südwestrundfunks
79’36“ / 4:3 / Stereo / F / © 2005 SWR
Pressestimmen:
“Eine beeindruckend tiefgründige Analyse, die man dem Medium Fernsehen kaum zugetraut hätte”. (Die Welt)
“Andreas Christoph Schmidts Porträt von Ernst Nolte ist gelungen und handwerklich sehr gut gemacht”. (Süddeutsche Zeitung)
“Ein Porträt, das durch seine ungemein faire Haltung erfreut”. (FAZ)
Welthauptstadt Germania
Ein Film von Artem Demenok
RBB/SWR/ARTE 2005, 53′
Erstausstrahlung: 8. Mai 2005
Ausgezeichnet mit dem Grimme-Preis 2006 (Sonderpreis Kultur)
und dem Best Research Award des 2. Urban Film Festivals in Teheran
Pressetext zur Erstausstralung 2005:
2006 werden zum Endspiel der Fußballweltmeisterschaft rund vierundsiebzigtausend Menschen in das Berliner Olympiastadion strömen – in ein Gebäude, das einmal Teil von Hitlers Welthauptstadt „Germania“ sein sollte. Das Bundesfinanzministerium, Teile des Auswärtigen Amts sind in Monumentalbauten der Nazizeit untergebracht. Der Flughafen Tempelhof, von Reisenden wegen seiner zentralen Lage und seiner funktionalen Architektur geschätzt, bei vielen Berlinern der Erinnerung an die „Rosinenbomber“ wegen beliebt, er wäre als „Weltflughafen“ zu einem wesentlichen Bestandteil von Hitlers Berlin geworden.
Denn von hier aus wollte er die Welt regieren, und er sah Berlin, „Germania“, nur als den Ort der Repräsentation seiner Macht: „Einmal im Jahr wird dann ein Trupp Kirgisen durch die Reichshauptstadt geführt, um ihre Vorstellungswelt mit der Gewalt und Größe unserer steinernen Denkmale zu erfüllen“.
Beinah alles, was Berlin in den zwanziger Jahren bedeutet hatte, war den Nazis zuwider. „Diese Stadt werden wir neu gestalten. Es wird unser ganzer Ehrgeiz sein, ihr wieder ein deutsches Gesicht aufzuprägen“, schreibt Goebbels. Schon 1925 – acht Jahre vor der Machtergreifung – hatte Hitler zwei Hauptbauten der neuen Reichshauptstadt entworfen: eine riesige Kuppelhalle, die 180 000 Menschen fassen sollte und ein Triumphbogen von 117 Meter Höhe. Ein junger, ehrgeiziger Architekt namens Albert Speer soll die Ideen des Führers Wirklichkeit werden lassen.
Der Krieg kam dazwischen. Es wurde nichts aus Hitlers „Halle des Volkes“. Der Triumphbogen wurde nicht gebaut. Auch nicht das Reichsmarschallamt, in dessen Treppenhaus – dem größten der Welt – Göring alljährlich die Parole des Jahres verkünden wollte. Aber die von Speer entworfenen Kandelaber beleuchten noch heute die Ost-West-Achse, die Straße des 17. Juni.
Der Film zeigt mit historischen Aufnahmen die Projekte für die „Welthauptstadt Germania“. Der Architekturhistoriker Wolfgang Schäche, der Architekt Léon Krier und der Philosoph Boris Groys setzen sich mit der NS-Architektur auseinander: Ist die Architektur von Despoten immer auch eine Architektur der Unterdrückung? Kann man diese Architektur sehen, ohne die Verbrechen der Nationalsozialisten zu sehen? Ist diese Architektur gut oder schlecht, unabhängig von dem, was ihre Erbauer wollten? Kann ein Verbrecher ein bedeutender Architekt sein?
Buch / Regie: Artem Demenok / Kamera: Andreas Bergmann / Kamerabühne: Thino Mönig, Jörg Mertink / Schnitt: Vera Sorrentino / Ton: Jürgen Kornatz / Tonmischung: Gerhard Jensen-Nelson / Sprecher: Gunter Schoß / Redaktionelle Mitarbeit: Sergey A. Mishunin / Produktionsleitung: Cordula Paetzel, Rainer Baumert (rbb) / Produzent: Andreas Christoph Schmidt / Redaktion: Hans von Brescius, Peter Gottschalk, Dagmar Mielke, Martina Zöllner / Eine Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme / Im Auftrag von rbb und SWR / In Zusammenarbeit mit ARTE
52’29“ / 4:3 / Stereo / F + SW / © 2005 rbb SWR ARTE
eBay: Der Traum vom Glück im Netz
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt
SWR 2005, 45′
Erstausstrahlung: 23. Februar 2005
15 Millionen Deutsche besuchen Monat für Monat im Internet die Handelsplattform eBay. Mehr als 22 Tausend Haushalte leben davon. Doch was ist eBay eigentlich? Wer sind die Menschen, die sich „omummel“, „takejob“, „natuerlich-guenstig“, „macpherson35“ oder „freizeit24“ nennen? Und wer arbeitet in der eBay-Zentrale an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze in Kleinmachnow?
Der Autor Andreas Christoph Schmidt macht sich auf eine Reise durch Deutschland, um Antworten auf diese Fragen zu finden. Selbst ein eBayer, besucht er Kategoriemanager in der Deutschland-Zentrale des international agierenden Unternehmens und trifft sich mit Menschen, die mit Hilfe von eBay nach ein Stückchen Glück in der neuen digitalen Welt suchen. Zum Beispiel Gerhard Mander auf der Insel Föhr, der versucht, den Ausweg aus der Arbeitslosigkeit zu finden und seine eigene Verkaufsagentur auf die Beine zu stellen. Oder die ehemalige Krankenschwester Andrea Lehwald in Bottrop. Früher hatte Sie eine eigene Boutique, in die kaum ein Kunde kam. Erst mit eBay ist sie eine erfolgreiche Unternehmerin geworden, „Powerseller“ genannt. Oder Irina Gräser, die fünfzehn Jahre nach der Wende nach den fast vergessenen Ost-Gegenständen bei eBay sucht. Auf diese Weise erweitert sie die Sammlung des „DDR-Museums“ in Malchow. Man lernt auch Ursula Golan-Heimbach aus Merzkirchen bei Trier kennen, die als Mutter von sechs Kindern einen florierenden eBay-Handel mit Küchengeräten betreibt. Oder das Ehepaar Lehle aus dem bayerischen Kolbermoor. Sie hatten jahrzehntelang eine Kunstgalerie geführt und wollten eigentlich ihren Ruhestand genießen. eBay kam dazwischen. Jetzt sind sie wieder voll dabei, diesmal virtuell.
Andreas Christoph Schmidt wollte auch etwas bei eBay verkaufen. Und was lag da näher, als ein Interview für diese Reportage?! 401,04 Euro war es einem gewissen „freizeit24“ wert. Dahinter versteckt sich ein mittelständischer Unternehmer aus Wangen bei Göppingen, der im Film über seine Erfahrungen spricht.
Eine Reportage von Andreas Christoph Schmidt
Kamera / Schnitt: Liza Gerber und Andreas Christoph Schmidt / Ton: Jürgen Kornatz / Tonmischung: Gerhard Jensen-Nelson / Recherche und Organisation: Sergey A. Mishunin / Produktionsleitung: Cordula Paetzel / Redaktion: Martina Zöllner / Eine Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme / Im Auftrag des Südwestrundfunks
43’29“ / 4:3 / Stereo / F / © 2005 SWR
Das Holz vom Baume Yggdrasil. Die Stabkirche von Urnes
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt
Aus der Reihe „Schätze der Welt / Erbe der Menschheit“
SWR 2005, 15′
Erstausstrahlung: 3. April 2005
Auf einer Landzunge, die tief in den Luster-Fjord reicht, steht die älteste Holzkirche Norwegens – die Stabkirche von Urnes. Von den 750 mittelalterlichen Holzkirchen zum Zeitpunkt der Reformation stehen heute noch knapp 30. Und obwohl archäologische Funde beweisen, dass es überall Stabkirchen in Nordeuropa gab, blieben sie nur in Norwegen erhalten.
Vor über 850 Jahren ist die Stabkirche von Urnes gebaut worden. Auf einem besonderen Platz. Man nimmt an, dass hier bereits früher ein heidnisches Heiligtum gestanden hat. Diese Kirche ist nicht unbedingt typisch – keine Drachenköpfe, keine rätselhaften vorchristlichen Masken. Ihre Bögen und Kapitelle erinnern eher an eine romanische Basilika aus Stein. Die Vorbilder stehen in Rom, Ravenna oder Avignon, nicht in Skandinavien. Was die kleine Kirche einzigartig macht, sind ein Portal und einige Wandplanken. Sie stammen von der Vorgängerkirche, die gerade hundert Jahre alt war, als man sie aus unbekanntem Grund abriss. Beim Bau der neuen Kirche wurden Bauteile der alten verwendet. Ihr Schnitzwerk ist einmalig, und der Name Urnes-Stil bezieht sich heute auf alle Arbeiten des Mittelalters, in der man diese Art von ineinander verschlungenem Getier und Gewächs wiederfindet. Nie jedoch in solcher Vollendung wie am Nordportal der Stabkirche von Urnes. Das Holzrelief stellt den Kampf der Hirsche und Schlangen dar, die in der Weltenesche Yggdrasil wohnen: ein Bild, das den Untergang der germanisch-heidnischen Welt symbolisiert, so wie die Mythen ihn prophezeiten.
Auf dem Altar steht ein Kerzenleuchter in Form eines Wikingerschiffs, eine mittelalterliche Eisenarbeit, nicht viel jünger als die Kirche selbst. Neun Kerzen brennen darauf und symbolisieren das Christentum, das mit einem Boot nach Norwegen kam. Das Schiff der Wikinger, das auszog zum Raub und heimkehrte mit dem Licht.
Buch / Regie / Ton / Schnitt: Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Birgit Gudjonsdottir / Kameraassistenz: Joseph Mittendorfer / Dolly: Glenn König / Tonmischung: Gerhard Jensen-Nelson / Sprecher: Martin Seifert / Recherche und Organisation: Jens Neumann / Musik: Patrick Ehinger / Produktionsleitung: Cordula Paetzel / Redaktion: Goggo Gensch / Eine Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme / Im Auftrag des Südwestrundfunks / Dank an Foreningen til Norske Fortidsminnesmerkers Bevaring
14’44“ / 16:9 / Stereo / F / © 2005 SWR
Wir verwendeten und empfehlen folgende Literatur:
Dietrichson, L. und H. Munthe, Die Holzbaukunst Norwegens in Vergangenheit und Gegenwart, Berlin 1893
Ahrens, Claus (Hrsg), Frühe Holzkirchen im nördlichen Europa. Veröffentlichung des Helms-Museums Nr. 39, Hamburg 1981
Franceschi, Gérard, Asger Jorn und Odgeir Hoftun, Stabkirchen und die mittelalterliche Gesellschaft Norwegens, Köln 2002
Wikinger Waräger Normannen. Die Skandinavier und Europa 800 – 1200. Ausstellungskatalog, Berlin 1992
Petrick, Fritz, Norwegen. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Regensburg 2002
Burger, Erich, Norwegische Stabkirchen. Bauweise Geschichte Schmuck, Köln 1978
Bugge, Gunnar und Bernadino Mezzanotte, Stabkirchen. Mittelalterliche Baukunst in Norwegen, Regensburg 1994
Lindholm, Dan und Walther Roggenkamp, Stabkirchen in Norwegen. Drachenmythos und Christentum in der altnorwegischen Baukunst, Stuttgart 2. Aufl. 1979
Der Schock des Bombenkrieges
Ein Film von Dora Heinze
SWR/rbb 2004, 59′
Erstausstrahlung: 27. Mai 2004
Teil I der Serie „Ein Dach über dem Kopf. Der Wiederaufbau unserer Städte“
„Kein schöner Land in dieser Zeit“? Deutschland war bis in die dreißiger Jahre eine Kulturlandschaft mit einer einzigartigen Fülle von historischen Stätten und malerischen Flecken. Damals eines der populärsten Touristenländer – auch für US-Amerikaner, die gerne in den modernen Reisezügen und über die neuen Autobahnen zu den schönen alten Städten fuhren. Doch die Idylle war bedroht. Die Nazis wollten nicht nur die Reichshauptstadt, sondern auch die Gauhauptstädte ummodeln. Die Neugestaltung sollte Sichtachsen durch die alten Stadtkerne schlagen, Aufmarschplätze und Freiraum für eine monumentale Repräsentationsarchitektur schaffen.
Schon das Neue Bauen der zwanziger Jahren sagte der überkommenen Stadt mit ihrer verdichteten Bebauung, den engen, verwinkelten Gassen oder dem steinernen Meer der Mietskasernen den Kampf an – zugunsten eines sozial, hygienisch und verkehrstechnisch modernen Siedlungsbaus. Kaum begannen Ende der 30-er Jahre die Abrissbirnen ihr Werk, da kam der Krieg, und die Bomben legten die deutschen Städte in Schutt und Asche. Hitlers Baumeister Albert Speer betrieb nun, mitten im Krieg, nicht mehr „Neugestaltung“, sondern Wiederaufbau. Sein Arbeitsstab, aus Berlin nach Wriezen an der Oder ausgelagert, entwickelte Pläne für die „aufgelockerte, gegliederte Stadt“, die künftig auch besseren Schutz vor Luftangriffen und Feuerstürmen bieten sollte. Damit entstanden wesentliche Grundlagen für die Planung und den Wiederaufbau nach 1945.
Die zerstörten Städte, die Ruinenfelder der Nachkriegszeit boten anfangs den Planern und Architekten ein vermeintlich grenzenloses Tummelfeld für kühne Phantasien und Visionen. Doch die Realität holte sie schnell ein. Schnell musste Wohnraum geschaffen werden. Enttrümmerung und Verwertung des Schutts und die Nutzung der großenteils noch intakten Infrastruktur hatten Vorrang. So fielen vielerorts schon Vorentscheidungen in dem Streit zwischen Modernisten, Traditionalisten und Denkmalschützern. Welche Richtung eingeschlagen wurde, hing auch von den einzelnen Besatzungsmächten ab – im Film wird dies an den Beispielen Hamburg, Köln, Berlin und Freudenstadt illustriert.
Bis zur Währungsreform war die Enttrümmerung im wesentlichen abgeschlossen. Mit dem beginnenden Wirtschaftswunder der fünfziger Jahre setzte eine massenhafte Bauproduktion ein, deren Qualitätsmängel viel zur „Unwirtlichkeit“ der deutschen Städte beitragen sollten. Selten gezeigte Archivaufnahmen, zeitgenössische Augenzeugenberichte und Statements von Architekturhistorikern dokumentieren den Untergang der alten Stadtlandschaft sowie die Möglichkeiten und Grenzen des Wiederaufbaus in den späten vierziger Jahren.
Buch / Regie: Dora Heinze / Kamera: Peter Petrides / Schnitt: Liza Gerber / Ton: Inken Griese, Jean-Pierre Tari / Tonmischung: Gerhard Jensen-Nelson / Sprecher: Jürgen Hentsch / Recherche: Sergey A. Mishunin / Produktionsleitung: Cordula Paetzel / Redaktion: Martina Zöllner (SWR), Hans von Brescius (rbb) / Eine Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme / Im Auftrag von Südwestrundfunk und Rundfunk Berlin-Brandenburg
59’00“ / 16:9 / Stereo / F+SW / © 2004 SWR rbb
Endstation Freiheit. Leben und Schreiben im heutigen Russland
Ein Film von Artem Demenok
ZDF/3sat 2003, 35′
Verbrechen, Sex, allgemeiner Werteverfall, aber auch die Suche nach einer neuen Spiritualität – mit dem Beginn der Perestrojka haben sich viele russische Schriftstellerinnen und Schriftsteller von der realsozialistischen Gängelung befreit und an den großen Tabus der Sowjetzeit gerührt. Sie tragen zu der in ihrer Vitalität und Vielfalt einzigartigen Literaturszene bei, die das Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse kennzeichnet.
In einem Feature stellt „Kulturzeit extra“ Schriftstellerinnen und Schriftsteller vor, deren Bücher Schlüssel zum Verständnis der heutigen russischen Gesellschaft sind. Dazu gehören unter anderen der Avantgarde-Poet Vladimir Sorokin, die Krimiautorin Alexandra Marinina, der Politrebel Eduard Limonow, die Sprachvirtuosin Tatjana Tolstaja, der junge ambitionierte Autor Sergej Schargunow und das „russische Fräuleinwunder“ Irina Denezkina.
Buch / Regie: Artem Demenok / Kamera: Oleg Stinski / Schnitt: Michael Auer / Ton: Dmitri Konjuschenko / Tonmischung: Gerhard Jensen-Nelson / Sprecher: Thomas Vogt / Produktionsleitung: Cordula Paetzel Redaktion: Anna Riek / Leitung: Rainer Schaper / Eine Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme / Im Auftrag von ZDF/3sat
34’53“ / 4:3 / Stereo / F / © 2003 ZDF/3sat
Russlands wilde Dichter
Ein Film von Christiane Bauermeister
SWR/ARTE 2003, 59′
Filmemacherin Christiane Bauermeister hat sich in der quirligen russischen Literaturszene umgesehen. Sie zog durch Clubs und Buchhandlungen, traf die ganz Jungen, aber auch Berühmtheiten wie Vladimir Sorokin, den Skandalautor, der gerade erst vom Vorwurf der Pornografie freigesprochen wurde, Boris Akunin und Polina Daschkowa, die meist gelesenen Krimiautoren Russlands – Akunin wird oft mit Umberto Eco verglichen -, und Victor Jerofejew, den international bekannten Autor und Förderer des literarischen Nachwuchses.
„Was ist dein Thema?“ fragt Wjatscheslaw Kuryzin, als Literaturkritiker eine Kultfigur im russischen Web, seinen Kumpel, den Slam-Poeten Andrej Rodionow, und der sagt: „Ich selbst! Das ist das Haupthema, was sonst?“ – Zum ersten Mal seit einigen hundert Jahren konnte in Russland eine Schriftsteller-Generation ohne Gängelei oder Zensur heranwachsen. Befreit vom Dienst an der Ideologie schreiben sie radikal subjektiv, über die eigene Erfahrung, Empfindung, Sexualität.
„Ich schreibe über Sex und Gewalt als Bestandteil des Lebens“ sagt Wladimir Koslow, Schriftsteller, Journalist und Punk-Musiker. „Über Jungs“ lacht die 21jährige Irina Deneschkina, die noch studiert und mit ihrem Erstling – „Gib’s mir“ heißt auf russisch sinngemäß der Titel – über Nacht ein Star wurde. Ihr Buch ist bereits in viele Sprachen übersetzt.
Doch obwohl sich Russlands junge Wilde egozentrisch und experimentierfreudig geben: Die ehrwürdige Tradition der großen russischen Dichter ist noch lebendig. Die Russen – ein Volk von Lesern: Wer in Moskau eine U-Bahn besteigt, sieht in Bücher vertiefte Menschen reihenweise. „Anscheinend ist unser Leben immer noch so, dass wir uns hinter den Büchern verstecken müssen“ meint die Schriftstellerin Vera Pawlowa. Michail Schwydkoj, unter Putin Minister für Kultur, sieht das etwas anders: „Zu den Sowjetzeiten lebten wir in einem Land, in dem das Lesen interessanter war als das Leben. Und seit den Neunzigern leben wir in einem Land, in dem das Leben, sagen wir, nicht weniger interessant ist als das Lesen.“
Mitwirkende: Boris Akunin, Schisch Brjanskij, Polina Daschkowa, Vladimir Sorokin, Vera Pavlova, Anastassija Gostjeva, Andrej Rodionow, Wladimir Koslow, Irina Deneschkina, Ilja Stogoff, Sergej Schargun
Buch / Regie: Christiane Bauermeister / Kamera: Fedor Simul / Schnitt: Michael Auer / Ton: Ljudmila Rubina / Tonmischung: Gerhard Jensen-Nelson / Sprecher: Hanns Zischler / Aufnahmeleitung und Recherche: Olga Fedianina / Produktionsleitung: Cordula Paetzel / Redaktion: Martina Zöllner / Eine Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme / Im Auftrag des Südwestrundfunks / In Zusammenarbeit mit ARTE
58’36“ / 4:3 / Stereo / F / © 2003 SWR ARTE
Helden ohne Ruhm. Der 17. Juni 1953
Dokumentarfilm zum 50. Jahrestag des Aufstandes in der DDR von Artem Demenok und Andreas Christoph Schmidt
rbb/SWR/WDR/ARTE 2003, 85′
Ausgezeichnet mit dem Bayerischen Fernsehpreis 2004
„Es gibt viele Gründe, sich diesen Film anzuschauen, einer wäre hervorzuheben: Der kurze Streifen eines besessenen Amateurfilmers aus Leipzig über diesen Tag im Juni 53 ist einzigartig. Er öffnet uns, den Zuschauern, zum ersten Mal das Fenster in die Provinz. Bisher galt: Nur in Berlin konnte damals gefilmt werden, die Kameras der West-Berliner Berichterstatter standen an der Sektorengrenze der geteilten Stadt. Alles, was anderswo aufgenommen wurde, so glaubte die Stasi, habe sie beschlagnahmen können, bevor diese Bilder öffentlich wurden. Aber das Leben geht eigensinnige Wege, und der Leipziger Fotograf wurde nie erwischt. Er hatte seinen Film versteckt, und dann wurde der Mann, wie seine Nichte im feinsten Sächsisch berichtet, fünfundsechzig Jahre alt: „Das war bei uns hier ein magisches Datum, da konnte man dann in den Westen fahren.“ Der Pensionär packte also seinen Koffer und in diesen die kostbare Filmrolle. Warum die dann noch einmal zwanzig Jahre auf einem hessischen Dachboden einstauben musste, ist ein Rätsel; sie entdeckt zu haben, das ist das Verdienst der Autoren.“
Regina Mönch, FAZ
„Die Filmemacher erzählen die Geschichte entschieden von innen heraus, von dort aus, wo sie entstand: den Demonstranten gehört ihr Herz, jenen, denen niemand sagte, was sie tun sollten, die ihre Redner spontan beriefen, die keine Rädelsführer kannten. „Helden ohne Ruhm“ ist ein engagierter Dokumentarfilm, der endlich denen Gerechtigkeit verschaffen will, die bisher unsichtbar und namenlos blieben.“
Mechthild Zschau, Tagesspiegel
„Nach aufwendigen Fiktionen und einem Doku-Drama meldet sich nun der gute alte Dokumentarfilm zum Thema 17. Juni. Und merkwürdig, was einer Familiengeschichte aus der Provinz, einer dramatisch aufgezäumten Love-Story aus dem brodelnden Ost-Berlin und einer ironisch grundierten Schilderung der weltpolitischen Rankünen nicht recht gelang, schaffen die Autoren dieses Films, Artem Demenok, 41, und Andreas Christoph Schmidt, 46: die tragische Vergeblichkeit des Aufstands fühlbar zu machen. Die Statements der beteiligten Zeitzeugen, das historische Archivmaterial, Fotos vom Aufstand und erstmals gezeigte 35-mm-Aufnahmen vom Geschehen in Leipzig verdeutlichen das verwirrend Spontane der Erhebung, die sich jeder monokausalen Erklärung entzieht.“
Der Spiegel
„Gewissenhaft und kompetent haben Schmidt und Demenok Archive durchforstet, Werktätige von einst befragt und Neues entdeckt, was das Bild dieses Aufstandes und einer rat- und hilfslosen SED-Führung nicht korrigiert, aber abrundet und komplettiert.
Das fügt sich hier zu einem facettenreichen, informativen Blick auf einen Aufstand, der auch deshalb scheitern musste, weil in der politisch heiklen Situation des Kalten Krieges Führungspersönlichkeiten fehlten und der Westen dessen Erfolg in letzter Konsequenz nicht wollte. Schmidt und Demenok bewerten das kompilierte Material zurückhaltend, ihre Zeitzeugen sind aber stets mehr als bloße Stichwortgeber, die vorgefasste Meinungen illustrieren.“
Reiner Braun, taz
Buch / Regie: Artem Demenok, Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Birgit Gudjonsdottir, Oleg Kudrjawzew / Schnitt: Gabriele Eglau / Ton: Jürgen Kornatz / Tonmischung: Gerhard Jensen-Nelson / Recherche und Organisation: Serguei Michounine / Mitarbeit: Evgeny Sergeev, Michael Auer / Fachberatung : Dr. Heidi Roth, Thomas Flemming / Sprecher: Thomas Thieme / Produktionsleitung: Cordula Paetzel (Schmidt & Paetzel Fernsehfilme), Dieter Melzer (RBB), Leitung: Hans von Brescius (RBB) / Redaktion: Gerolf Karwath (SWR), Jürgen Thebrath (WDR), Sören Schumann (ARTE) / Eine Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme / Im Auftrag von: Rundfunk Berlin-Brandenburg, Südwestrundfunk, Westdeutscher Rundfunk / In Zusammenarbeit mit ARTE
84’05“ / 4:3 / Stereo / F + SW / © 2003 RBB, SWR, WDR, ARTE
Was war links?
Vierteilige Reihe über alles, was links ist von Andreas Christoph Schmidt
SWR/SFB 2003, à 60′
Pressetext SWR 2003:
Links ist vorbei – die großen Utopien der Linken scheinen spätestens mit dem Fall der Mauer da gelandet zu sein, wohin sie Trotzki, ein großer Linker, schon 1917 verwiesen hatte: auf den Müll der Geschichte. Die gestern links(radikal) waren, sind heute Außenminister oder Innenminister oder Universitätsprofessor oder Heilpraktiker oder Unternehmer oder…
Was war links in Deutschland? Weltanschauung und Lebensgefühl – die Arbeiterklasse befreien, Projekte machen, demonstrieren gegen alles Mögliche. Rockmusik, Wohngemeinschaft, die MFG gegen BKB (Mitfahrgelegenheit gegen Benzinkostenbeteiligung). Und vieles mehr. Linkssein gehörte zur Ausstattung des Selbstbewusstseins einer ganzen deutschen Generation.
Beinahe zwei Jahre lang waren der Filmemacher Andreas Christoph Schmidt und seine Mitarbeiter im Auftrag von SWR und SFB damit beschäftigt, die Frage Was war links? filmisch zu beantworten. Herausgekommen ist eine historische Revue, manchmal sehr persönlich, manchmal – nicht immer – nostalgisch: ein an Tatsachen und Meinungen reiches Panorama jener Zeit, die vielleicht die politisch lebendigste der Bundesrepublik gewesen ist. Die vierteilige Reihe führt vor, was in den sechziger, siebziger und achtziger Jahren linke Lebenspraxis war. Sie zeigt, was dahinter steckte: die Ideen, die historischen Traditionen der Ideen, die Bücher, in denen die Ideen stehen und die Probleme, die entstanden sind beim Verwirklichen der Ideen. Und sie riskiert einen Blick in die Zukunft des Sozialismus.
In der ersten Folge „Protest und Theorie“ geht Andreas Christoph Schmidt der Frage nach, welche Impulse der Jugend der sechziger Jahre zu ihrer Politisierung verhalfen. Und kommt zu dem Schluss, dass die aus Amerika herüberschwappende Pop-Musik und ihr aufmüpfiger Gestus den Geist der Rebellion in Deutschland mindestens genau so beförderte wie die Theorie-Diskussionen im SDS, im Sozialistischen Deutschen Studentenbund.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit „Dutschke und Konsorten“, mit den Kultfiguren und Mythen der Studentenbewegung. Verklärt gesehen wurden vor allem die Helden ferner Revolutionen, deren Poster in jeder WG hingen: Che Guevara, Mao, Ho Tschi Minh. Kritischer – eben wie man es von ihnen gelernt hatte – verfuhr man da schon mit den geistigen Vätern aus nächster Uni-Nähe: Adorno, Marcuse, Bloch.
Im dritten Teil, „Lärm und Gewalt“, zeichnet Andreas Christoph Schmidt die Gewalt-Eskalationen der siebziger Jahre nach und reflektiert das traditionell schwierige Verhältnis der Linken zur Gewalt.
Der vierte und letzte Teil ist der Frage gewidmet, wie „Kunst und Klassenkampf“ zusammen gehen. Eine gehörige Portion Skepsis gegenüber den „schönen Künsten“ gehörte zum revolutionären Zeitgeist. „Zwischentöne sind bloß Krampf – im Klassenkampf!“ sang der Liedermacher Franz Josef Degenhardt. Und Peter Weiss, Dramatiker und Sozialist, musste sich 1965 aus Anlass der Uraufführung seines Stückes „Die Ermittlung“ von Reportern die Frage gefallen lassen, wann er denn mit der Waffe in der Hand für die Dritte Welt kämpfen werde.
Buch / Regie: Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Birgit Gudjonsdottir, Michael Auer / Schnitt: Andreas Christoph Schmidt, Michael Auer / Ton: Jörg Marquardt, Jürgen Kornatz, Matthias Thomaé / Tonmischung: Gerhard Jensen-Nelson / Aufnahmeleitung und Recherche: Olga Fedianina, Matthias Gerlach, Ute Hirschberg, Kurt Schneider / Sprecher: Thomas Thieme / Produktionsleitung: Cordula Paetzel / Produktionsassistenz: Cornelia Schmieder / Redaktion: Martina Zöllner, Hans von Brescius / Eine Produktion von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme / Im Auftrag von SWR und SFB
57’58“, 58’25“, 58’30“, 58’51“ / 4:3 / mono / F+SW /
© 2003 SWR SFB
weiterführende informationen zur Serie finden sie in den 2003 erstellten extraseiten.
Das Russische Haus. Die Botschaft Unter den Linden
Dokumentarfilm über die Geschichte der deutsch-russischen (-sowjetischen) Beziehungen und die russische Botschaft in Berlin von Andreas Christoph Schmidt und Artem Demenok
SFB/ARTE 1999-2000, 59′
Der Kommandant. Nikolaj Bersarin im eroberten Berlin
Dokumentarfilm über den ersten sowjetischen Kommandanten von Berlin von Andreas Christoph Schmidt und Artem Demenok
SFB 1999, 30’
Der aus der Kälte kam
Dokumentarfilm über Alexander Solschenizyn von Andreas Christoph Schmidt und Artem DemenoK
SFB/WDR 1998, 30’
Brecht und Moskau
Zum 100. Geburtstag Bertolt Brechts
Ein Film von Andreas Christoph Schmidt
Ausgezeichnet mit dem Preis LiteraVision, München 1999
SFB/ARTE 1997/98, 560′
Buch / Regie: Andreas Christoph Schmidt / Kamera: Oleg Stinski, Fedor Simmul, Carl Finkbeiner / Ton: Dmitri Konjuschenko / Tonmischung: Gerhard Jensen-Nelson / Schnitt: Michael Auer/ Sprecher: Otto Sander, Gunter Schoß, Natascha Bub, Jakob Klaffke / Recherche: Igor Suchanow, Olav Schröer, Jewgeni Tschorba, Artem Demenok / Aufnahmeleitung: Igor Suchanow / Produktionsleitung: Cordula Paetzel, Sergey Butkow, Dieter Melzer (SFB) / Redaktion: Hans von Brescius / Eine Produktion von ConCord.Fernsehfilme im Auftrag des SFB in Zusammenarbeit mit Arte